Weltflucht

Aus Prophetia
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Christus verlangt von Seinen Nachfolgern im Allgemeinen keine Weltflucht; man soll bleiben was man ist, aber nicht zugunsten des eigenen Ansehens, sondern zum vielseitigen Nutzen der Menschen. (siehe Lebensunterhalt). Wie Noah in der Arche (= Demut, Nächstenliebe, Gottesliebe) vor der Flut (=der sündhaften Welt) bewahrt blieb, soll man sein Inneres bewahren, d.h. man soll nach der Ordnung Gottes der Welt geben, was der Welt ist und vor allem aber Gott geben, was Gottes ist.[1]

Wer ein sogenanntes "geistiges Leben" führt, indem er weltliche Dinge ablehnt, besonders Reichtum und Ansehen, und sich ständig frommen Betrachtungen hingibt, sein Leben im Gebet, der Lektüre des Wortes und frommer Bücher verbringend, der verschafft sich ein trauriges Los, das ganz und gar nicht für die himmlische Freude empfänglich ist, da ja einen jeden sein Leben erwartet. Um das Leben des Himmels in sich aufzunehmen, muss der Mensch im Gegenteil in der Welt leben, um dort seinen Pflichten und Geschäften zu obliegen. Nur wenn er so ein sittlich und bürgerlich gutes Leben führt, nimmt er das Geistige in sich auf. Ein inneres Leben ohne das äußere zu führen wäre etwas ähnliches, wie wenn man in einem Haus ohne Fundament wohnt, das sich allmählich senkt oder Risse bekommt und schließlich zusammenfällt.[2] Das Leben des Menschen, unter dem Gesichtspunkt der Vernunft betrachtet, ist von dreifacher Art: geistig, sittlich, bürgerlich. Das geistige Leben ist nicht vom natürlichen oder weltlichen Leben getrennt, sondern damit verbunden, wie die Seele mit ihrem Leib. Das sittliche und bürgerliche Leben ist der tätige Teil des geistigen Lebens, besteht doch das geistige Leben im guten Wollen und das sittliche und bürgerliche im guten Handeln. Trennt man das eine vom anderen, so beschränkt sich das geistige Leben nur noch auf Denken und Reden, während der Wille zurücktritt, weil ihm der Boden entzogen ist, und doch ist er das eigentlich Geistige des Menschen.[3]

Jenseits

Im Jenseits kommen über die Seele sogar die noch stärkeren Prüfungen als auf der Erde, weil jenseits das, was eine Seele denkt und will, sich schon wie in der Wirklichkeit vor sie hinstellt. Wenn man sich auf dieser Welt untätig gemacht hat und so schwach geworden ist, wie soll man die eigengeschaffene Welt bekämpfen, wo z.B. ein lüsterner Gedanke nicht nur Gedanke bleibt, sondern sich in der vollsten, wenn auch nur scheinbaren Wirklichkeit darstellt? Eine Seele muss jenseits viel selbsttätiger werden als hier, um sich aus dem Irrsal ihrer eigenen Gedanken, Ideen und Bilder zu befreien.[4]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.13.3-10
  2. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 528
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 529
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 7.156.8-11