Rationalist

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt die sogenannten Gelehrten der Welt, die Rationalisten.
  • Für Gelehrte im Allgemeinen siehe Gelehrte.
  • Für wirklich Weise siehe Weise.

René Descartes gilt als Begründer des modernen Rationalismus
Ein Rationalist oder Weltweiser ist jemand, der seinen Unverstand durch seine allerfinsterste Vernunft anstelle von Gott auf den Thron Gottes setzt und sich so selbst anbetet. Früher nannten sich die Rationalisten "Götter", was ihnen aber heute zu lächerlich klingt, daher nennen sie sich "Philosophen", "Gelehrte" und "Doktoren". Heute wie früher glauben sie, Gott sei tot oder habe Sich zugrunde gerichtet und Seine Anrufung würde nur sehr wenig nützen. Daher müsse man sich nun an sie wenden, da nun sie alle Macht hätten. Diese finsterste Art will Gott sogar zwingen, erst zu ihnen in die Schule zu gehen, um ihr Gott sein zu können. Sie halten sich für Übergelehrte, tatsächlich aber sind sie dümmer als ein Regenwurm.[1]

Wesen

Verstandesmenschen haschen mit der kurzen Hand des Verstandes nach allen Dingen, wie unmündige Kinder nach dem Mond und anderen sehr fern gestellten Sachen. Sie ziehen dann ihr Gefühl in ihren engen Verstand und lassen es dann in diesem hochmütig herumtappen gleich einem Blinden, der sich niedergesetzt hat auf einen mit Hieroglyphen übermeißelten Steinblock und auf demselben herumgreift, ohne die leiseste Ahnung, dass das lauter Hieroglyphen sind, und noch weniger, dass diese Schrift eine geheimnisvolle entsprechende Sprache ist aus den hellen Strahlen des reinen Gefühls.[2]

Der natürliche, sinnliche und fleischliche Mensch, der sich einredet, er lebe aus sich und sei weise aus sich, verschließt dadurch die oberen Regionen seines Gemüts und wird blind für alles, was Gott, den Himmel und die Kirche betrifft. Alles, was er dann zufällig noch darüber denkt, urteilt und redet, ist bloße Torheit, weil es in der Finsternis geschieht. Dabei aber bestärkt er sich gleichzeitig in der Zuversicht, dass gerade dies Weisheit sei. Sind nämlich die oberen Regionen des Gemüts verschlossen, in denen das wahre Licht des Lebens wohnt, dann öffnet sich die untere Region des Gemüts, die nur das Licht der Welt in sich einlässt. Dies ist aber ein Irrlicht, in dem das Falsche als Wahres, das Wahre als Falsches, die Vernünfteleien aus dem Falschen als Weisheit und die Vernunftschlüsse aus dem Wahren als Torheit erscheinen. Obwohl ein solcher Mensch dann von den Gegenständen der Weisheit nicht mehr sieht als eine Fledermaus bei Tageslicht, meint er doch, den Scharfblick eines Adlers zu besitzen.[3] Der Zustand der "verständigen Köpfe" ist also ein ganz verkehrter und oft nichts als die allereitelste Träumerei eines kranken, unnatürlich gebrauchten Gehirns.[4]

Wem die Liebe mangelt, dem mangelt am Ende alles, was zum Leben gehört. So ein Mensch ist dann nur eine Maschine seines naturerleuchteten Gehirns und weiß kaum von dem Wesen seiner höchst eigenen Seele etwas. (nach Raphael)[5]

Ein Weltweiser, dessen Seele mit lauter materiellen Verhältnissen vernagelt ist und von einem göttlichen Geiste in ihr gar keine Ahnung mehr hat, kann was des Geistes ist nicht fassen und begreifen.[6] Die Weltweisen, als die allerreinsten Materialisten, sind allzeit die lauesten Geistesmenschen. Sie sind so träge, wie die Materie selbst, an der sie hängen – weshalb sie sich auch nicht über die tote Natur ihrer und jeder anderen Materie erheben können. Da für sie die Materie etwas Festes und allein Begreifliches ist, geht auch ihr Geist in diese über, überlässt sich ganz der Materie und denkt, solange in ihm noch ein Lebensfunke glüht, ganz aus derselben. Darum ist ihm alles Geistige nichts anderes als eine allerbarste Torheit. Da der Geist aber ganz in seiner Materie steckt, kann er aus derselben manchmal witzig und scheinbar scharfsinnig reden. Das ist dann eine weltklugheitsvolle Rede. Jenen Weltweisen, denen das alte und jedes neue Wort Gottes eine allerbarste Torheit ist, und die sich darüber ereifern, wird vom Herrn diese wahrhaft elende, kurze Seligkeit zugunsten ihrer hochgepriesenen Geldtugenden zugelassen, denn sie beschließen nach dem irdischen Leben alles.[7]

Hat einmal der mathematisch determinierte Weltverstand bei einem Menschen so recht fest Platz ergriffen, geht es selbst mit einem noch so erhabenen, überweisen Glauben an etwas rein Geistiges sehr schwer. Ein solcher Verstandesmensch will am Ende alles mathematisch erwiesen haben. Von Dingen, die er nicht sehen und messen kann, will er gar keine Notiz nehmen. Die Annahme des rein Geistigen ist bei solch einem Menschen keine leichte Sache.[8]

Bei Weltweisen herrscht der Selbstruhm vor, weil er ihr Endzweck ist. Solche Menschen haben vor allem sich selbst im Auge und betrachten die Wahrheiten, die ihnen zu Ruhm verhelfen, nur als Mittel zum Zweck. Wer immer göttliche Wahrheiten um seines eigenen Ruhmes willen liebt, blickt dabei nur auf sich selbst und nicht auf den Herrn, daher wendet er seinen Blick - den Blick des Verstandes und des Glaubens - vom Himmel auf die Welt und vom Herrn auf sich selbst. Ihrer äußeren Gestalt nach erscheinen die Weltweisen zwar ebenso einsichtsvoll und gelehrt wie jene, die himmlisches Licht haben, weil sie ebenso weise, dem Anschein nach zuweilen sogar noch weiser reden, da sie von der Liebe zu sich selbst angefeuert werden und Übung darin haben, himmlische Gefühle vorzutäuschen. Ihrer inneren Gestalt nach, vor den Engeln, erscheinen sie jedoch ganz anders.[9]

Schicksal

Der einfache Mann wird (von Gott) über alles belehrt werden, nach der Aufnahmefähigkeit seiner Liebe. Jedoch die Weisen der Welt sollen beschämt werden von einem leeren Schneckenhaus und von den Larven ausgeborener Infusorien. Dereinst wird ein Regenwurm solche Weisen gewaltig beschämen in ihrer vermeintlichen Weisheit.[10]

Nachdem die Materie der Weltweisen ihren Geist verzehrt hat, wie ein brennender Docht das Öl in der Lampe, dann wird auch für alle ewige Zeiten der Zeiten ihr Geist erlöschen. Denn sie sind jene Menschenlarven, welche weder kalt noch warm, sondern lau sind – das heißt, sie sind weder böse noch gut, sondern tot wie die Materie selbst. Daher werden sie auch ausgespien aus dem Mund Gottes Off 3.16 – oder mit anderen Worten: sie hören nach diesem Leben für ewig auf zu sein (siehe geistiger Tod). Denn einer belebenden Züchtigung sind sie ebenso wenig fähig wie ein toter Stein.[11]

Verhalten gegenüber Weltverstandesmenschen

Unbelehrbare Weltverstandesmenschen soll man sobald als möglich loswerden oder davonziehen lassen und nicht vergeblich zu bessern oder belehren versuchen, ansonsten sie sich nur noch verschlimmern oder vermehren. (nach den zehn Feuerboten)[12]

siehe auch Verhalten gegenüber Weltmenschen

Bekehrung

Der verschlossene Weg des Himmels zum Bereich der Vernunft kann stets wieder geöffnet werden, wenn nur der Wille dem nicht widersteht, d.h. der Mensch kann die Wahrheiten einsehen und vernünftig sein, wenn er nur will.[13]

Bei bloßen Verstandesmenschen muss die Liebe der Kinder wieder wach werden im Herzen, ansonsten ist es unmöglich, sie in das innere Reich des Lebens einzuführen. Es nützt ihnen nichts, wenn sie alles mit ihrem Verstand begreifen und aber doch ihr eigenes Leben nicht fassen und sehen können, wie es ist, und wie es sich gestaltet und ausbildet. Sie gleichen einem Gärtner, der in fremden Gärten das üppige Wachstum von allerlei edlen Pflanzen bewundert, dabei aber seinen eigenen Garten brachliegen und nur das Unkraut darin wuchern lässt. Vielmehr sollte er die Beete des eigenen Gartens bestellen, sie vom Unkraut reinigen, mit rechtem Dünger düngen und Samen von edlen Pflanzen säen - damit der dann zur rechten Zeit auch eine rechte Freude wird haben können am üppigen Pflanzenadel des eigenen Gartens. (nach Raphael)[14]

Theorien der Weltweisen

Nichtsein nach dem Tod

Der Weltweise tröstet sich mit: "Gibt es ein Fortbestehen meines denkenden Ichs, so gewinne ich, - und gibt es kein Fortbestehen, so gewinne ich auch; denn für das Nichtsein ist das plus und minus eine gleiche Größe."[15]

Warum diese und ähnliche Philosophien über das Nichtsein nichtig sind:

  • Wer den Wert des Lebens kennt, dem verschaffen sie keinen Trost, denn es kann dem Lebendigen nicht gleichgültig sein, ob er ist oder nicht.
  • Ein daseiender Mensch kann das Nichtsein gar nicht rühmen, da er unmöglich wissen kann, wie er im Zustand des Nichtseins irgend beschaffen ist.[16]
  • Es gibt im ganzen unendlichen Sein keinen Ort, wo ein Nichtsein oder eine Vernichtung (ohne gleichzeitige Neuschöpfung, d.h. Umwandlung) stattfinden kann; auch das Weltall ist erfüllt mit Lichtäther und mit kreuz und quer waltenden Kräften aus Gott. Das Nichts ist schlicht nirgends.[17]
  • Selbst in Gedanken ist es in den Räumen der Unendlichkeit nicht möglich, einen Raum zu finden, ein Nichts, wohin der Gedanke nicht dringen könnte. Wo der Gedanke hinreicht, da ist Sein; wo er nicht hinreicht, wo wird das Nichts sein - das weiß nicht einmal Gott, und daher noch weniger ein Weltweiser.[18]

Man soll sich mit solchem eitlen Forschen nicht aufhalten, da es keine Früchte bringt, sondern einem nur den an sich leichten Weg vergeblich schwer macht. Jeder komme zu Christus und er wird dort alles in der Fülle treffen, was er auf sonstigen Wegen in Ewigkeit nicht erreichen wird, denn Er allein ist die Tür allzeit und ewig.[19]

Gott und der Rationalist

Die Weisen und Verständigen der Welt finden an Gott allzeit die größte Not und stoßen sich an Ihm gewaltig. Aber die Kinder werden mit ihrem Vater spielen, und das Spielzeug wird dem Vater stets und ewig angenehmer sein, als alle auch noch so abgemessene Weisheit der sonst überaus trockenen Weltweisen.[20]

Wer mit Gott einen Weisheitskampf beginnt, noch dazu mit dem Weltverstand, der täte viel klüger, so er mit einer Angel die Sterne vom Himmel zu fischen versucht.[21]

Vorwürfe der Rationalisten gegen Gott

Der Rationalist will mit Gott hadern und durch seine trügerischen Vernunftgründe den Allerhöchsten und Allerheiligsten menschlicher Schwäche beschuldigen und sich mit seinem schwachen Weltverstand an der Weisheit Gottes rächen. Er schändet die Heiligkeit Gottes, indem er Ihn zu einem Narren erklärt, dessen Weisheit von einem ganz einfachen Menschen übertroffen wird. Dies ist eine unverzeihliche Sünde, wodurch er das Gericht Gottes umso eher und sicherer über sich und seinesgleichen bringt. (nach Mahal)[22]

Gott sei schwach und dumm

Der Rationalist wirft Gott vor, Sich dumm und schwach zu verhalten. Wenn die Menschen Gott nicht recht sind, wie Er sie erschaffen hat, dann soll Er sie anders machen, anstatt ihnen mit Gerichten zu drohen. Wenn Er die Menschen schon als freie Wesen erschaffen hat, weswegen umgarnt Er sie dann mit gewissen Gesetzen? Anstatt zu kommen und zu zeigen, was Er haben will, redet Er nichts und verhält Sich, als wäre Er nicht, oder als schlafe Er, oder als wäre Er mit allem völlig zufrieden. Wer als Er Selbst ist dann daran schuld, wenn Sein geoffenbarter Wille und dessen Erfüllung verloren geht? Wenn Er Sich den einen als weiser Lehrer zeigt, warum den anderen nicht? Entweder gestalte Er die Menschen um, oder aber Er vernichte sie. (nach Fungar-Hellan)[23]

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Anmerkung: Wer solche Vorwürfe gegen Gott vorbringt, und nicht davon ablässt, dem gibt Gott keine Antwort mehr, vor dem zieht Sich Gott zurück und er verfällt dem Tod oder Gericht Gottes, d.h. Gott gibt auch dem Rationalisten letztlich das, wonach er in seiner übergöttlichen "Weisheit" so dringend verlangt.

Die Propheten Gottes seien schwach und dumm

Der Rationalist wirft Gott vor, dumme und schwache Propheten zu senden. Ein von dem allmächtigen, und höchst weisen Gott gesandter Prophet sollte ein Lehrer in der Kraft Gottes sein und kein dummer Schwächling. (nach Fungar-Hellan)[24]

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Anmerkung: Siehe Anmerkung oben.

Jenseits

Im Jenseits werden die Gebildeten und Weisen der Welt, die im Herzen das Göttliche leugneten, so dumm, dass sie kaum imstande sind, auch nur eine Wahrheit des bürgerlichen Lebens, geschweige denn etwas Geistiges zu begreifen.[25] Sie werden im anderen Leben der Fähigkeit zu vernünftigem Denken beraubt, um sie daran zu hindern, durch diese Fähigkeit unter den einfältig Guten Falsches zu verbreiten und sie zu verführen. Sie selbst werden in Einöden verbannt.[26]

Das Innere des Gemüts der Weltweisen, die im Herzen das Göttliche leugneten, ist so völlig verschlossen (unerleuchtet), dass es ganz schwarz erscheint (solche Dinge stellen sich in der geistigen Welt sichtbar dar). Sie können nicht das geringste Himmelslicht ertragen, folglich auch keinen Einfluss aus dem Himmel aufnehmen. Die innere Schwärze erscheint intensiver und ausgedehnter bei denen, die sich auf Grund ihrer wissenschaftlichen Bildung gegen das Göttliche bestärkt hatten. Sie nehmen im anderen Leben mit Lust alles Falsche an und stoßen das Wahre zurück. Man sagt auch, dass ihr Inneres verknöchert sei, weil sie sich gegen das Göttliche und für die Natur bestärkt haben und tatsächlich erscheint das Haupt solcher Menschen bis herab zur Nase wie von Ebenholz. Sie werden in Schlünde versenkt, die wie Sümpfe erscheinen, und dort von Wahnbildern umgetrieben. Ihr Höllenfeuer besteht in der Gier nach Ruhm und einem großen Namen, und aus dieser Gier wirft sich der eine auf den andern und quält mit infernalischer Glut alle, die ihn nicht wie einen Gott verehren wollen. Alle weltliche Bildung verwandelt sich in dieser Weise, wenn sie nicht als Grundlage die Anerkennung des Göttlichen himmlisches Licht in sich aufgenommen hat. (siehe Leben nach dem Tod)[27]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.27.6-8
  2. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.401016.2
  3. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 40
  4. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401030.3
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.80.4
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.16.3
  7. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420607a.2-5
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.196.8-9
  9. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 347
  10. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.401004.21
  11. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.420607a.6
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.176.6-7
  13. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 455
  14. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.80.1-7
  15. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 36.16
  16. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 36.17
  17. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 36.19-20
  18. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 36.22
  19. Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen 36.23
  20. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.140.9
  21. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410627b.2
  22. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.297.3-6
  23. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.296.3-7
  24. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 3.296.8-10
  25. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 354-355
  26. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 464
  27. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 354