Wille

Aus Prophetia
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Beim Marathonlauf zählt vor allem Willenskraft: Beharrlichkeit im regelmäßigen Üben, Entschlossenheit im Durchhalten. Nur mit Talent oder bloßem Wissen schafft man es nicht ins Ziel.
Der Wille gehört nicht zum Leib oder zur Seele, sondern zur Liebe, die Gottes Geist im Menschen ist.[1] Der Wille ist deren Schwerpunkt[2], Aufnahmegefäß und danach auch deren Wohnstätte.[3] Daher ist der Wille schon als ein Werk des Geistes zu betrachten.[4] Er ist das eigentliche Leben des Menschen, [5] das Leben der Seele,[6] das was den Menschen bestimmt;[7] er nährt sich aus dem Leben.[8] Außer seinem Willen ist dem Menschen nichts eigen, alles andere gehört dem Herrn.[9] Zum Willen gehören das Gute und die Liebe und er bildet sich aus dem Guten, denn was der Mensch will, das hält er für gut.[10]

Wesen

Wille und Verstand machen den eigentlichen inneren oder geistigen Menschen aus und haben auch die gleiche Gestalt wie der Mensch, weil sie bis in die kleinsten Teile seines Körpers einwirken, indem sie den ganzen Körper in Bewegung setzten. Was immer ein Mensch tut, das tut er aus dem Verstand und aus dem Willen - aus dem Willen durch das Gute und aus dem Verstand durch das Wahre. Der Wille ist eine Sache des Guten, weil alles, was zu ihm gehört, Gutes ist, d.h. was jemand will, nennt er gut. Alles, was zum Willen gehört, bezieht sich auf das Gute.[11] Wille und Verstand haben ihren Ursprung in der göttliche Liebe und der göttlichen Weisheit, denen sie entsprechen.[12]

Die Einzelheiten des Wollens und Denkens sind im geistigen Gedächtnis verankert, aber auch dem ganzen geistigen Leib eingeprägt und existieren dort in einer Ordnung, die der Anordnung der Körperteile entspricht. Der geistige Mensch ist im Ganzen so wie sein Wollen und das daraus hervorgehende Denken, bis zu dem Punkt, dass der böse Mensch identisch mit seinem Bösen und der gute mit seinem Guten ist.[13] Der Wille macht den Menschen selbst aus, und sein Denken nur insoweit, als es aus dem Willen hervorgeht.[14] Aus dem Willen heraus denkt der Mensch nur, wenn er das, was er dem Verstand nach als wahr und gut erkennt, auch will und vollbringt, dann erst ist es ein Teil von ihm geworden.[15]

Niemals ist der Wille irgendeines Menschen jenem eines anderen völlig gleich.[16]

Das Unterste des Willens ist das sinnlich Angenehme.[17]

Dem Willen entspricht die Hand. (nach Nathanael)[18]

Vergeistigung

Was den Willen angeht, ist der Mensch in alles Böse hineingeboren, und will niemandem wohl als sich selbst, freut sich daher über das Übel, das anderen zustößt, besonders wenn es ihm zum Vorteil gereicht. Er möchte am liebsten die Güter aller anderen an sich reißen, seien es nun Rechte oder Reichtümer, und soweit ihm das gelingt, freut er sich innerlich darüber. Daher ist dem Mensch zur Besserung und Umbildung des Wollens die Fähigkeit verliehen worden, einzusehen, was wahr ist, um dadurch die Neigung zum Bösen, die aus seinem Willen hervorgehen, zähmen zu können. (siehe Umbildung)[19]

Der Wille ist der Arm der menschlichen Bedürfnisse. Wer seinen Willen ändern will, der muss zuvor seine Bedürfnisse ändern. Ist den Menschen die Trägheit ein angestammtes Bedürfnis, so bindet dies Bedürfnis der Seele die Notwendigkeit auf, nichts zu tun. Ist dem Menschen die Befriedigung seines Fleisches ein Bedürfnis, so muss die Seele alles aufbieten, um dem Fleisch eine Sättigung zuzuführen. Der Mensch aber hat auch ein höheres Erkenntnisvermögen, durch das er das Schädliche der groben Bedürfnisse einsieht; damit kann er solche unlautere Bedürfnisse bekämpfen, sie endlich ganz verbannen und an ihre Stelle bessere, d.h. göttliche, setzen; und das heißt dann seinen materiellen Willen gegen einen Wahren göttlichen vertauschen. (nach Bruno)[20]

Im selben Maß, wie der Mensch durch Werke der Nächstenliebe seinen Willen zubereitet, befähigt er diesen zur Aufnahme der Liebe von Gott.[21]

Der Wille ist so beschaffen, dass er bis ans irdische Lebensende und dann in Ewigkeit ausgebildet und vervollkommnet werden kann, und zwar durch das Gute, das zur Liebe gehört.[22]

Wille und Erkenntnis

Der Mensch kann sein Erkennen noch so hoch steigern - sein Wille bleibt in sich dennoch, wie er ist und war. So will es die ewige Ordnung Gottes. Das rechte Erkennen leitet den Willen wie ein guter Reiter sein Pferd, wodurch der Wille zunehmend zu wollen anfängt, was sein Erkennen als wahr, gut und somit zweckdienlich findet. So werden Wille und Erkennen stets befreundeter, bis sie endlich völlig eins werden, was dann die Vollendung des Menschen abgibt. Der Wille aber ist das Leben der Seele. Das Erkennen dagegen liegt im ewig in sich freien Geist. Werden Geist und Seele eins, dann ist die zum ewigen Leben nötige Freiheit durch diese geistige Wiedergeburt auch da, und der Mensch lebt dann schon in Reich Gottes.[23]

Wille und Liebe

siehe Liebe und Wille

Wille und Wahrheit

siehe Wahrheit

Wille und Werk

Die gegenseitige Liebe, das Verstehen oder die Wahrnehmung, und der Wille oder das Tun, machen eins aus, so dass, wenn eines fehlt, die beiden übrigen nichts sind. Der Wille ist das Streben alles Tuns, und wo Streben ist, da ist wo möglich auch die Tat.[24]

In seinen Taten oder Werken erscheint der ganze Mensch. Sein Wollen und Denken bzw. seine Liebe und sein Glaube, die sein Inneres (Geistiges) bilden, sind nicht vollendet, ehe sie sich in den Taten oder Werken ausdrücken, die sein Äußeres darstellen. Denken und Wollen ohne Handeln, obwohl die Ausführung möglich wäre, gleichen einer Flamme, die erlischt, weil sie in ein Gefäß eingeschlossen ist, oder einem auf Sand gesäten Samen, der nicht aufgeht, sondern samt seine Fruchtbarkeit verdirbt. Wollen und nicht handeln, obwohl es möglich wäre, ist dasselbe wie nicht wollen.[25]

Ein redlich-guter Wille ist schon wie das halbe Werk. Der Mensch darf es aber nicht zu lange bloß beim guten Willen lassen, sondern muss solchen so bald als möglich ins Werk setzen, ansonsten sich der Wille mit der Zeit abkühlt, seine Spannkraft verliert und am Ende zur Vollbringung eines guten Werkes zu schwach und ohnmächtig wird. Der Wille eines Menschen gleicht einem siedenden Wasser im Topf. Solange es siedet, kann man verschiedene Früchte in Speisen umgestalten, ist das Wasser aber lau oder gar kalt geworden, dann ist mit dem Kochen nichts mehr. Die Liebe zu Gott und zu allem Guten des Lebens aus Gott ist das rechte Feuer, das das Lebenswasser im Topf zum tätigen Sieden bringt. Die weich zu kochenden Früchte sind jene Werke und Taten, die wir als gut und wahr anerkannt, aber noch nicht ins Werk gesetzt haben, daher wir sie eben, solange das Wasser im mächtigen Sieden ist, in das Wasser tun müssen, ansonsten sie roh und unverdaulich bleiben und daher fürs Leben von keinem Nutzen sind. Was man will, das muss man auch tun, weil der Wille sonst stets eine Lüge gegenüber dem Leben bleibt, und aus der Lüge wird in Ewigkeit keine Wahrheit. Wahrheit ist das Leben und die Lüge ist der Tod. Wenn man sich nur einbildet, man hätte etwas, dann ist das nichts, und diese Nichts ist der wahre Tod. (nach Mathael)[26]

Wenn der Herr bei jemanden einen rechten Willen sieht, dann nimmt Er solchen auch schon fürs volle Werk an.[27]

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Anmerkung: Dies ist nur dann der Fall, wenn der Mensch nicht die Mittel hat, den rechten Willen auch ins Werk zu setzen. Hat er die Mittel, setzt den rechten Willen aber doch nicht ins Werk um, dann wird ihm sein Willen nicht als Werk angerechnet, da dieser nicht lebendig und nicht wahr ist.

Willensmacht

siehe Mystische Vollkommenheit

Eigenwille

Es gibt keine härtere Knechtschaft als die des steifen Eigenwillens, wobei auf nichts als auf die Eigenliebe Rücksicht genommen wird und alle so sein sollen, dass sie dem Willen eines einzigen entsprechen.[28]

Willensfreiheit

siehe Willensfreiheit

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.170.9
  2. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.140.11
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 173; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 14b; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 37b
  4. Jakob Lorber, Bischof Martin 68.28
  5. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.22.11
  6. Jakob Lorber, Robert Blum 2.254.11
  7. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 474
  8. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 598
  9. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.14.11
  10. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 368; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 370; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 423
  11. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 60; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 137; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 231
  12. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 37b
  13. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 463
  14. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 39
  15. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 424
  16. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32b
  17. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 424
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.44.2
  19. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 424
  20. Jakob Lorber, Robert Blum 1.112.17
  21. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 110e
  22. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 221; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32d
  23. Jakob Lorber, Robert Blum 2.254.10-11
  24. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 355
  25. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 475
  26. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.43.1-6
  27. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.60.7
  28. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.111.17