Wunder

Aus Prophetia
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Die Auferweckung des Lazarus

Wesen

Für die Kinder der Welt sind Wunder ein sie gefangenhaltendes Gericht, für Kinder von oben hingegen sind die wunderbaren Werke eine Gnade. Erstere wurden genötigt und gefesselt und hatten keinen freien Gedanken mehr und noch weniger irgendeinen freien Sinn, wenn sie den Herrn Gottes Werke auf dieser Erde verrichten sahen, letztere aber konnten dennoch in ihrer Seele frei bleiben, da sie in ihren Herzen wussten, wer Jesus war.[1]

Jedes Wunder ist für die dasselbe beschauende Seele ein Gericht, von dem die Seele nur durch die Macht der möglichst größten Selbstverleugnung wieder befreit werden kann; diese besteht darin, dass der Seele alles, was nur immer nach einer Nötigung aussieht, hinweg genommen wird - das Sterben, der Leibestod. Es muss aus der Seele alles hinaus- und hinwegsterben, was nicht des Geistes ist. Solange irgendeine äußere Nötigung die Seele noch in einigen Lebensfibern gefangenhält, kann der freie Gottesgeist sich nicht in ihr völlig ausbreiten und die Seele von jeglichem Gericht befreien. Nur der Gottesgeist kann der Seele vor Gott ewige Beständigkeit verleihen, denn Gott gegenüber kann nichts bestehen als nur das, was selbst 'Gott' ist.[2]

Zeichen erwecken niemanden, sondern richten nur und töten auf lange Zeit, denn das ewige Leben soll durch den Glauben und nicht durch das Gericht empfangen werden.[3]

Warum es schlecht ist, das Volk durch Wunder zu lehren:

  1. Weil ein Mensch, durch ein Wunder zur Wahrheitsaufnahme bewogen, ein gerichteter, unfreier Mensch ist. Er glaubt die kaum erkannte Wahrheit des Wunders wegen und nicht aus innerer Überzeugung und daraus hervorgehender Selbstbestimmung. Tätig nach dem vernommenen Wort wird er aus pur knechtischer Furcht vor irgendeiner Strafe und wird sicher der Erste sein, der auf jemanden hört, der ihm das Wunder geschickt ausredet, worauf er Wort und Glauben aufgibt.
  2. Das Wunder an sich kann kein Bleiben haben und auf die späteren Generationen übergehen. Ein erzähltes und nicht erlebtes Wunder hat keinen anderen Wert als ein erzähltes Kindermärchen. Ein bleibendes Wunder würde vom menschlichen Verstand nur zu bald in die Reihe der täglichen, natürlichen Erscheinungen gestellt und den kräftigen Beweisgrund verlieren. Wenn man allen Lehrern die Fähigkeit gäbe, allezeit Wunder zu wirken, würde auch dies alltäglich werden wie irgendeine alltägliche Zauberei von Gauklern. Alles, was uns täglich umgibt, sind nichts als Wunder über Wunder. Aber weil alles bleibend ist und in einer stets gleichen Ordnung fortschreitend geschieht, verliert es den Charakter des Wunderbaren und nimmt auch keines Menschen Gemüt mehr wie ein Gericht für den Glauben gefangen.
  3. Wunder erwecken gewöhnlich nur die neugierige Schaulust der Zuseher, lösen aber bei aller Ängstigung der Seele dennoch nicht die finsteren Bande des Herzens und die Wundergaffer bleiben unverändert dieselben. Sie fragen sich höchstens untereinander, wie das Wunder zustande gebracht wurde, und der noch dümmere Teil sieht um den Wundermann nur lauter Teufel und deren Spuk. (nach Jairus)[4]

Methode

Jesus kann jeden Menschen, der einen guten Willen hat, dazu befähigen, aus dem Geist Gottes Wunder zu wirken. Der Geist Gottes ist allein allmächtig und Ihm muss sich alles fügen unter die Macht Seines Willens. Natürlich aber kann Jesus einem Menschen, der einen bösen, widrigen Willen hat, solche Fähigkeit nicht verleihen. Man muss zuvor in der heiligen Ordnung des Geistes Gottes völlig eingeweiht sein, bevor einem dessen Machtfähigkeit erteilt wird, und dies besteht darin, dass der reine Mensch in seiner Seele ganz vom Geist Gottes durchdrungen wird. Die vom Geist Gottes durchdrungene Seele will dann nur das, was der Geist Gottes will; was aber Der will, das muss geschehen, weil Er allein die ewige Urkraft und Macht ist in der ganzen Unendlichkeit.[5]

Die Kraft, Zeichen zu wirken, geht nicht vom Verstand, sondern vom lebendigen Glauben und festen Willen aus. Der Verstand des Gehirns ist ein totes Weltlicht des Menschen, das nicht in die innersten Lebensregionen des Geistes und seiner Kraft dringen kann. Der lebendige Glaube im Herzen jedoch ist das wahre Lebenslicht der Seele, das in ihr den Geist erweckt und ihn den ganzen Menschen durchdringen macht. Ein solcher vom Geist durchdrungener Mensch, hat auch dessen alles vermögenden Kraft; und was dann der lebendige Geist, als ein Wesen mit der Seele, will, das geschieht, und es ist des Wille schon als ein vollbrachtes Werk da.[6] Wenn der Geist Meister seiner eigenen Materie geworden ist, so ist er auch ein Meister jeder anderen Materie, die viel schwächere und unvollkommenere Geister fesselt, als er selbst ist.[7]

Arten

Höchstes Wunder

Das höchste Zeichen bleibt ewig die helle und reine Wahrheit, das aus den Himmeln zu jeder Zeit den Menschen, die es suchen, gegeben wird. Die helle und reine Wahrheit bedarf zu ihrer Bestätigung keines sonstigen Zeichens. Wer nach ihr leben und handeln wird, der wird in sich lebendig erkennen, dass die Lehre Jesu Gotteswort und nicht Menschenwort ist.[8]

Wunder Gottes

Die gesamte materielle Weltschöpfung, ihre Erhaltung und Führung ist ein bleibendes großes Wunderwerk göttlicher Macht und Weisheit, das die Erdbewohner täglich schauen und bewundern können. Aber weil die Bewohner der Erde wie aller anderen Weltkörper solche Wunder schauen, welche die Sprechendsten Gotteszeugen sind, so müssen sie auch in diesen Wundern sterben dem Fleisch nach, was auch ein Wunder ist.[9]

Das geordnete Gewöhnliche steht bei weitem höher als das Ungewöhnliche, da es zu allen Zeiten dieselbe endlose Güte, Allmacht, Liebe und Weisheit Gottes bezeugt. Wenn beispielsweise aus einem Bottich Getreide zwei Bottiche Mehl gewonnen werden, und dies als Wunder bezeichnet wird, dann ist das immer noch viel weniger Wunder als die hundertkörnige Ähre, die auf gewöhnlichem Weg einem einzigen Korn entsprang. An dieses viel größere Wunder hat man sich nur gewöhnt. (nach Jakobus)[10]

Die göttlichen Wunder geschahen in Übereinstimmung mit der göttlichen Ordnung, und zwar nach der Ordnung des Einflusses der geistigen in die natürliche Welt. Diese Ordnung war bisher unbekannt, weil bisher niemand Genaueres von der geistigen Welt wusste.[11]

Wenn Gott jemandem oder einem ganzen Volk ein Zeichen Seiner Gegenwart gibt, dann ist ein Gericht über sie ergangen, das in sich den Tod hat. Wer Ihn aber im Herzen erkennt, der hat Ihn frei erkannt und dadurch in sich das wahre, ewige Leben und der Tod wird ihm ewig fern sein.[12]

Wem der heilige Vater durch ein Wunder hilft, den prüft Er dann auch stärker als einen, der allein durch das Wort zu Ihm bekehrt worden ist. (nach Kisehel)[13] Wunder nötigen die Menschen, weswegen es in der Folge eines großen Kreuzes bedarf, um die Menschen wieder zu befreien; z.B. da die ersten Christen zumeist durch Wunder genötigt waren, das Wort Gottes anzunehmen, bedurfte es einer mächtigen Prüfung, um aus diesem Gericht frei zu werden.[14]

Die Wunder Jesu und Seiner Jünger

Wirken im Stillen

Zur Zeit Jesu konnten alle, denen die Macht gegeben war, zum Nutzen und sonstigen Frommen der Menschen ohne irgendeine Aufforderung im Stillen im Notfall so viele Zeichen wirken wie sie wollten, und dies gereichte niemandem zur Sünde oder zu einem Gericht. Nach dem Wunderwirken konnten sie den betreffenden Menschen auch eine Lehre geben, so sie ein Verlangen danach trugen. Hatten sie kein Verlangen, dann sollten sie die Menschen nur vor der Sünde ermahnen, ohne sich in eine weitere Belehrung einzulassen, denn dann sahen jene, denen geholfen wurde, die Wundertäter als magische Ärzte an, und das Zeichen hatte für sie kein weiteres Zwangsgericht. Die Wundermächtigen hatten sich vor allem vor einer Art Aufwallung und Ärger zu hüten, wenn sie ein Zeichen wirkten, denn jedes Zeichen konnte und sollte nur auf Grund der reinsten und wahrsten Liebe und Sanftmut gewirkt werden. An einem in Zorn und Ärger gewirkten Zeichen hat die Hölle ihren Anteil; ein solches Zeichen bringt keinen Segen, sondern einen Fluch, was entgegen der Lehre des Herrn ist. So konnte Segen verbreitet werden, wenn auch nicht durchgängig geistig, so doch leiblich, wie es auch der Herr Selbst tat und allzeit tut. Oft wirkt eine pur leibliche Wohltat bei einem Elenden mehr auf sein Herz und seinen Geist als hundert der besten Tugendlehren, daher ist es bei der Ausbreitung des Evangeliums auch ordnungsgemäß, durch leibliche Wohltaten den Weg ins Herz der Elenden zu bahnen und dann erst den gesunden Gemütern das Evangelium zu predigen. Würde man die Predigt vorangehen lassen, dann würde man die elenden Anhörer durch ein darauf folgendes Zeichen in ein Gericht, also in ein noch größeres Elend stürzen, als ihr erstes, pur den Leib betreffendes war. Man muss auf die Herzen der Zuhörer achten, ob sie aufnahmefähig sind und darf ihnen auch nicht zu viel kund geben, so wie man auch einem Säugling nicht gleich Erwachsenenkost geben kann.[15]

Aus Notwendigkeit

Wegen dem von den Pharisäern geförderten Aberglauben hatte es der Herr überaus schwer, die eigentlichen Stockjuden zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen. Es musste ein Wunder geschehen, durch das sie von ihrem Schlaf wachgerüttelt wurden und dann bei sich ein wenig nachzudenken anfingen, was Er mit dem oder jenem gesagt hatte.[16]

Jesus wirkte Zeichen, weil die Menschen sonst nicht glaubten. So konnten sie noch der Zeichen wegen selig werden; sollte aber jemand auch der Zeichen wegen, die der Herr verrichtete, nicht glauben, der war dem Tod verfallen. In der Folge jedoch (d.h. gegenwärtig) werden nur jene Menschen selig, die ohne Zeichen bloß der Wahrheit Seines Wortes glauben und danach leben. Diese finden dann in sich erst das wahre lebendige Zeichen, das ewige Leben, das ihnen niemand nehmen kann.[17] Aber auch schon seinerzeit rief Jesus die Menschen auf, sich nicht so sehr von Seinen Zeichen hinreißen zu lassen, damit sie nicht in einen toten, gerichteten Glauben kämen, der zu nichts nütze ist. Sie sollten vielmehr nach Seiner Lehre leben und handeln, um selbst wundermächtig und so vollkommen wie der Vater im Himmel selbst vollkommen ist zu werden. Mt 5.48 [18]

Erst das Wort, dann das Wunder

Was die Jünger Jesu betraf, so weckte der Herr sie zuerst durchs Wort und zog sie an Sich. Erst danach hat er sie die vorgesagte Macht des göttlichen Wortes tatsächlich erfahren lassen. Eine Wundertat nach dem vorangegangenen reinen Worte ist kein Gericht mehr, sondern nur eine Bekräftigung des Wortes. Er setzte die Beweise dennoch nicht in die Wundertaten, die Er verrichtete, sondern in das Licht des Wortes selbst und sagte: "Wer völlig nach Meinem Worte leben wird, der wird es erst in sich zur lebendigen Überzeugung bringen, dass Meine Worte keine leeren Menschen-, sondern Gottesworte sind!" Wer diesen Beweis nicht in seinem Herzen überkommen wird, dem werden alle anderen Beweise wenig oder nichts nützen. Den die Worte des Herrn sind selbst Licht, Wahrheit und Leben.[19]

Wunder der Antike

Die Wundertaten des Geistes vonseiten der alten, frommen Patriarchen und Seher, ebenso die von Jesus den Aposteln befohlenen Handauflegungen, waren nichts anderes als das was man heutzutage unverständig Magnetismus nennt. Wenn man die Sache von Grund auf richtig verstehen will, soll man sich Gott als den Grundmagnetiseur denken.[20]

Wunder der Moderne

Mit der Wundertätigkeit sieht es bei den Propheten der aktuellen Zeit dürftig aus, denn der Geist Gottes lehrt die Seinen, damit vorsichtig zu sein, um dadurch nicht ein ganzes Heer von falschen Propheten gegen sich zu hetzen und dann mit dem Schwert mit der Hölle kämpfen zu müssen.[21]

Wunder in Wallfahrtsorten

Menschen, die zwar nicht ganz derbmateriell und abgestumpft sind, aber immer noch von vielen abergläubischen Dingen umgarnt, wird dann und wann in den sogenannten Wallfahrtsorten irgendeine erbetene Gnade zuteil. Würde man ihnen nichts tun, wäre es gefehlt, denn das würde sie zu sehr traurig und am Ende sehr ungestüm machen und ihnen alles Vertrauen nehmen. Eine solche Zulassung ist durchaus nicht gutzuheißen, weil sie die Flehenden nur in ihrem Aberglauben bestärkt. Aber würde es Gott gar nicht zulassen, so verlören sie am Ende alles, was nur irgend mit dem Namen Glauben belegt werden kann und mag, und das wäre dann noch schlimmer.[22]

Scheinwunder

siehe Zaubertrick

Verhalten

Da es für den Menschen gar nicht gut wäre, wenn er alles bald verstände, was sich ihm als Erscheinung beschaulich darstellt, weswegen auch geschrieben steht: "Wenn du vom Baum der Erkenntnis essen wirst, wirst du auch sterben!", ist es besser, jede Wundertat als das zu nehmen, was sie der Erscheinlichkeit nach ist, und sich dabei lebendig zu denken, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist, als sie aus dem Wirkungsgrund erklären zu wollen, wo man nach der Erklärung ebenso wenig begreift als vor derselben.[23]

Falsche Vorstellungen

Glaubensstärkung durch Wunder

Durch Wunder wird der Glaube nicht stark gemacht, wie fälschlich angenommen wird, sondern im Gegenteil; nichts schwächt den wahren Glauben so sehr wie ein Wunder, da es den Menschen aus dem Zustand der Freiheit gewaltsam herausreißt und ihn in den Zustand der unausweichlichen Nötigung versetzt, was ein Tod für den Geist ist. Geistig Wiedergeborenen allerdings sind Wunder unschädlich.[24]

Man soll jemandem, der des Glaubens wegen Zeichen verlangt, nicht entsprechen. Wer die Wahrheit der Wahrheit wegen nicht erkennen will, und diese ihm nicht ein hinreichendes Zeichen ist, für den ist es besser, in seiner Blindheit zu bleiben. Weil wenn er durch ein Zeichen zur Annahme der Wahrheit gezwungen wird und dann doch nicht nach der Lehre tut, da ihm das zu unbequem ist, dann ist das Zeichen ein doppeltes Gericht für ihn: Erstens weil er durch das Zeichen gezwungen worden ist, die Wahrheit als Wahrheit anzunehmen, zweitens weil er zufolge der göttlichen Ordnung wegen in ein tieferes Strafgericht verfallen muss, wenn er nicht nach der durch das Zeichen ihm aufgedrungenen Wahrheit handelt, egal ob er sie nun einsieht oder nicht, denn das Gelingen des Zeichens hat ihm den bindenden Beweis geliefert.[25]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.159.9-10
  2. Jakob Lorber, Robert Blum 2.210.2-4
  3. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.14.13
  4. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.31.2-5
  5. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 3.84.12-17
  6. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.83.3
  7. Jakob Lorber, Die natürliche Sonne 31.18
  8. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 6.178.18; Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 9.83.1
  9. Jakob Lorber, Robert Blum 2.210.1
  10. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 252.15-20
  11. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 91
  12. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.264.17-18
  13. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.197.11
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480903.7
  15. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.3.8-15
  16. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.640424.6-10
  17. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.4-5
  18. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 1.71.13
  19. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.32.1-3
  20. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.410712.7-8
  21. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 5.83.11
  22. Jakob Lorber, Robert Blum 2.261.2-4
  23. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.5.8-9
  24. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.480903.24-25
  25. Jakob Lorber, Das Große Evangelium Johannes 2.3.7