Ceylon

Aus Prophetia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Insel Ceylon, heute Sri Lanka, ist rein vulkanischen Ursprungs; sie hat die größten unterirdischen Verbindungen, welche durch große Kanäle sogar mit den lebendigen Eingeweiden der Erde in Verbindung stehen. Dadurch werden (Anm.: oder wurden) manche seltsamen Erscheinungen hervorgerufen, die andernorts nicht vorkommen. Es gibt oft heftiges Getöse, eine Fata Morgana von der seltensten Art und eine größere Menge meteorische und feurige Erscheinungen verschiedener Art. Diese sind teils harmlos, richten manchmal aber auch kleine örtlichen Verheerungen an. Am gefürchtetsten sind die Feuerhosen, welche die größte Verheerung anrichten, aber nur selten vorkommen.[1]

Geschichte

19. Jahrhundert

An den Küsten von Ceylon gab es zumeist europäische Niederlassungen; im Inneren barg die Insel noch die Ureinwohner in ihren vielen Schluchten, Höhlen und Grotten. Diese Insel wurde von vielen Reisenden als ein Land der unbegreiflichen Wunder angepriesen, und wegen der seltsamen Erscheinungen von vielen Naturforschern besucht.[2]

Die Inselbewohner hatten keinen König, sondern nur eine Art Hauptpriester, der aber das Ansehen eines Zauberers hatte. Das Volk glaubte, er wäre der Meister aller wunderbaren Erscheinungen dieses Landes. Er hatte viele Gehilfen. Diese unterrichtete er und stellte sie dann in alle Teile des Landes hinaus. Dort unterwiesen sie das Volk in der bestimmten Religion und schrieben ihm das Verhalten bei den verschiedenen Erscheinlichkeiten der Insel vor, um ohne Nachteil davon zu kommen. Dieser Hauptpriester samt seinen Gehilfen waren die alleruneigennützigste Priesterschaft der ganzen Erdoberfläche, denn er forderte von niemandem auch nur die geringste Gabe; nur die Gehilfen durften Speise und Trank annehmen, wenn sie auf Unterweisung unter das Volk gingen. Das Volk, das die Wohltaten dieses Priesters einsah, trieb ihm die schönsten und erlesensten Tierherden zu, von denen er sich aber nie mehr nahm, als er für seinen ganz einfachen Hausbedarf nötig hatte. Deswegen genoss er beim Volk ein großes Ansehen und eine so unbegrenzte Liebe, dass er im Falle der Not nur hätte winken müssen, damit sich das ganze Volk bewaffnete und ihn schützte.[3]

Dieser Zauberpriester und seine Gehilfen besaßen wirklich einen magische Kraft. Der Hauptpriester konnte allen Tieren der Insel gebieten, und sie folgen ihm auf den Wink. Es verschaffte ihm das größte Ansehen, wenn er manchmal durch ein ganzes Heer von reißenden Tieren ganz unbeschädigt wie durch eine Schafherde ginge. Schlangen, Nattern, Krokodile umlagerten seinen Zauberhof und nicht eines dieser Tiere wagte ohne seinen Wink nur die leiseste Bewegung zu machen. Wenn er ihnen gebot, dann bewegen sie sich pfeilschnell von seinem Hof weg, und suchten sich ihre Nahrung. Der Hof dieses Hauptpriesters befand sich etwa in der Mitte der Insel und war für jeden Europäer aus mehreren Gründen völlig unzugänglich.[4]

Das Volk glaubte an Einen Gott, welcher aber für keinen Sterblichen sichtbar und in seiner Art denkbar sei. Dieser Gott weihe manchmal einen Menschen, der in seinem Namen die irdischen Geschäfte besorge, weil sie für Gott zu kleinlich und Seiner unwürdig wären. Ihre Insel hielten sie für die ganze Welt, welche wie eine Seenuss auf den unendlichen Gewässern schwimme. Sonne, Mond und Sterne würde Gott allein regieren, aber die Leitung der Erde, die zu klein sei, um von Gott dirigiert zu werden, besorge der von Gott geweihte Hauptpriester. Das Volk hielt selbst den kleinsten Stern für unendlichmal größer als die Erde. Gott befinde sich in der Sonne, weshalb die Sonne von ihnen auch angebetet wurde. Den Mond hielten sie für eine himmlische Welt, in welcher ihr Oberpriester und auch sie selbst nach dem Leibestod gelangten, wenn sie auf der kleinen Erde rechtschaffen und genügsam gelebt hätten. Die Sterne glaubten sie bloß mit allerlei Tierseelen bevölkert, die aber nach ihren Begriffen jenseits viel größer und vollkommener seien, als auf ihrer Erde. Von Christus wussten sie wenig bis gar nichts. Die von Ihm etwas wussten, waren der Meinung, Er sei auch einmal auf ihrer Insel ein Oberpriester gewesen, habe sich aber entfernt, und sei auf irgend eine andere Erde gegangen, um dort Menschen glücklich zu machen, weil Ihm vielleicht ihre Vorfahren einmal ungehorsam geworden wären. Obwohl sie ihr Land für die einzige Erde hielten, meinten sie doch, dass es auf dem nach ihrer Meinung unendlich großen Meer noch andere herumschwimmende Weltkörper geben könne, auf denen ihnen ähnliche Menschen wohnen würden, die nur nicht so vollkommen seien.[5]

Luxusartikel, die ihnen die Europäer anboten, verachteten die Ureinwohner über die Maßen. Sie sagten, sie brächten mit ihrem Willen Größeres zuwege, als die Europäer mit ihren Händen, weswegen sie auch keinen Handel trieben. Die Küstenbewohner allein handelten mit Elefantenzähnen, die sie gewöhnlich von den Ureinwohnern gratis bekamen. Das Volk war noch sehr einfach und kannte nur äußerst wenig Bedürfnisse; es glich in der psychischen Sphäre den Urvölkern der Erde. Sie waren der eigentlichen Religion nach noch die reinsten Zendavestabefolger, auch zugleich Versteher, und hatten wenig hinzugesetzt und noch weniger hinweggenommen. Es war leicht, dieses Volk in der Geisterwelt in das Evangelium einzuführen, weil sie Christus sehr lieb hatten, und anfänglich der Meinung waren, Ihm jenseits um so mehr Folge zu leisten, weil sie Ihm auf der Welt als ihrem von Gott geweihten Oberpriester in ihren Vorfahren zu wenig Gehorsam geleistet hätten. Durch diesen zwar etwas lächerlichen Grund konnten die Menschen dieses Landes jenseits zum Licht des wahren Evangeliums gelangen.[6]

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Die Erde 80.5-13
  2. Jakob Lorber, Die Erde 80.3-4
  3. Jakob Lorber, Die Erde 80.14-18
  4. Jakob Lorber, Die Erde 80.19-22
  5. Jakob Lorber, Die Erde 80.23-29
  6. Jakob Lorber, Die Erde 80.31-36