Geistiger Mensch

Aus Prophetia
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Dieser Artikel behandelt den geistigen Menschen, das Gemüt, entsprechend Emanuel Swedenborg.
  • Für den Geist aus Gott im Menschen, entsprechend Jakob Lorber, siehe Menschengeist.
  • Für den vergeistigt lebenden Menschen siehe Geistesmensch.

Der geistige Mensch, das Gemüt, der Geist des Menschen ist bei jedem Menschen der innere, eigentliche Mensch, der dem äußeren Menschen, seinem Körper, innewohnt. Der Geist des Menschen ist identisch mit seinem Gemüt und allem, was zu demselben gehört und aus demselben hervorgeht. Dies geht aus vielen Stellen im göttlichen Wort klar hervor: 2.Mose 31.3, 5.Mose 34.9, Hesekiel 18.31, Ps 51.19, Dan 4.5, Jes 57.15 und weiteren ähnlichen Stellen. Durch "Geist" kann auch bezeichnet werden, was sich auf ein verkehrtes und verderbtes Gemüt bezieht: Hesekiel 13.3, Ps 78.8, Hosea 5.4, Hosea 4.12 und an zahlreichen anderen Stellen.[1] Der Geist des Menschen denkt aus dem Verstand und handelt aus dem Willen, daher ist unter dem Geist des Menschen seine Einsicht und die Neigung seiner Liebe zu verstehen und was daraus hervorgeht und wirkt.[2]

Wesen

Der Geist des Menschen ist das was er denkt, will, beabsichtigt und unternimmt.[3] Alles, was beim Menschen lebt, gehört seinem Geist an und der Körper dient diesem nur, wie ein Werkzeug der lebendig wirkenden Kraft. Der Mensch an sich betrachtet, seinem Denken und Wollen nach, ist ein Geist, seinem Wesen nach ein Engel.[4] Das Gemüt des Menschen ist dasjenige, was nach dem Tod fortlebt und dann ein Geist genannt wird, ein Engelsgeist und hernach ein Engel, wenn es gut ist, ein satanischer Geist und hernach ein Satan, wenn es böse ist.[5] Dass der Mensch hinsichtlich seiner inneren Regionen ein Geist ist, bezeugen z.B. die Außerkörperliche Erfahrung und die Entrückung.[6]

Der Mensch ist durch seinen Geist Mensch und nicht durch seinen Körper. Daher ist die körperliche Gestalt des Menschen dem Geist gemäß und nicht umgekehrt. Der Mensch ist der Form des Geistes entsprechend mit dem Körper bekleidet, weshalb der Geist des Menschen auf die einzelnen, die kleinsten Teilchen des Körpers einwirkt. Ein Teil, der nicht vom Geist in Bewegung gesetzt wird, lebt nicht. Diese Tatsache ist schon allein daran zu erkennen, dass Gedanke und Wille den ganzen Körper in allen seinen Teilen aktivieren, und dass es nichts gibt, was nicht auf ihren Wink sogleich herbeieilte. Was nicht folgt, ist auch kein Teil des Körpers und wird dann auch als etwas Unlebendiges ausgestoßen. Gedanke und Wille gehören dem Geist und nicht dem Körper des Menschen an.[7]

Das Gemüt besteht aus Verstand und Wille, die dort vom Ersten bis zum Letzten alles bewirken, und von daher aus Denken und Gefühl.[8] Denken und Wollen gehören zum geistigen Menschen und machen sein Leben aus. Das Leben wird aus seinem Willen gebildet und nur in so weit aus seinem Denken, als dieses aus dem Willen hervorgeht.[9] Das Sein des menschlichen Geistes besteht in Lieben oder Wollen.[10] Der Geist ist seine herrschende Liebe, weil er alles an sich zieht und sich aneignet, was mit seiner Liebe übereinstimmt, alles andere aber zurückstößt und von sich wirft.[11]

Die Einzelheiten des Wollens und Denkens sind im geistigen Gedächtnis verankert, aber auch dem ganzen geistigen Leib eingeprägt und existieren dort in einer Ordnung, die der Anordnung der Körperteile entspricht. Der geistige Mensch ist im Ganzen so wie sein Wollen und das daraus hervorgehende Denken, bis zu dem Punkt, dass der böse Mensch identisch mit seinem Bösen und der gute mit seinem Guten ist. Der Geist ist ein Abbild seiner Gedanken und Handlungen seines Willens.[12]

Das menschliche Gemüt ist ein organisches Gebilde. Sein Inneres besteht aus geistigen Substanzen, sein Äußeres aus natürlichen und sein Letztes, Äußerstes, aus materiellen Substanzen. Ein Gemüt, dem das Gute das Angenehme seiner Liebe bedeutet, besteht innerlich aus geistigen Substanzen, wie sie sich im Himmel befinden (Gottesliebe, Nächstenliebe usw.) Hingegen ein Gemüt, dessen Angenehmes das Böse ist, setzt sich innerlich aus geistigen Substanzen zusammen, die höllisch sind (Selbstsucht, Weltsucht usw.) Das Böse eines Gemüts der letzteren Art wird durch Falsches in Bündel zusammengebunden, das Gute eines Gemüts der erstgenannten Art wird durch Wahrheiten gebündelt, siehe dazu Mt 13.30 und Mt 13.41 [13] Wenn das Innere des Gemüts geöffnet ist, sieht der Mensch gen Himmel, insoweit aber das Innere verschlossen und das Äußere geöffnet ist, sieht er gegen die Hölle. Denn das Innere des Menschen ist zur Aufnahme alles dessen gebildet, was im Himmel, und das Äußere zur Aufnahme alles dessen, was in der Welt ist; und wer die Welt und nicht zugleich den Himmel in sich aufnimmt, der nimmt die Hölle auf. [14]

Das Inwendige des menschlichen Gemüts heißt das Vernünftige und ist bei denen, die im Wahren aus dem Guten sind, voller Weisheit, bei denen aber, die im Falschen aus dem Bösen sind, voller Unsinn.[15]

Der Sitz des Gemüts ist nicht ausschließlich das Haupt; hier ist es jedoch in seinen Anfängen, von denen alles zuerst ausgeht, was der Mensch aus dem Verstand denkt und aus dem Willen tut.[16]

Eines Menschen Gemüt gleicht nie je ganz dem eines anderen oder ist mit ihm ein und dasselbe.[17]

Der Geist des Menschen wird mit Himmel und Hölle verbunden, um in Freiheit zu sein, in der er gebessert werden kann. (siehe Verbindung mit der Geisterwelt)[18]

Form

Der geistige Mensch hat eine ähnliche, menschliche Gestalt, wie der natürliche Mensch. Wenn im Tod der Körper abgelegt wird, hat der innere Mensch vollkommene Menschengestalt.[19] Die Gestalt des Geistes ist deshalb die menschliche, weil der Mensch, was seinen Geist betrifft, in die Form des Himmels erschaffen worden ist. Daher hat er die Fähigkeit, Einsicht und Weisheit bzw. den Himmel in sich aufzunehmen.[20]

Der Geist des Menschen ist dem Wesen nach ein Engel und hat ebenso eine vollkommene menschliche Gestalt wie ein Engel. Je nachdem das Innere des Menschen, sein Geist, nicht nach oben (in den Himmel), sondern nach unten (in die Hölle im Sinne der mat. Natur) geöffnet ist, erscheint er zwar nach der Ablösung vom Körper ebenfalls in menschlicher Gestalt, jedoch in abscheulicher und teuflischer, weil er nicht aufwärts zum Himmel, sondern nur abwärts zur Hölle blicken kann.[21]

Der Geist, ob nun von seinem Körper getrennt oder noch mit demselben verbunden, erscheint dem Menschen nicht in menschlicher Gestalt, weil das körperliche Sehorgan aus Materie besteht und daher nur Materie wahrnehmen kann. Wenn das materielle Auge verhüllt und der Fähigkeit beraubt wird, mit dem geistigen Auge zusammenzuwirken, dann werden die Geister in ihrer eigenen Gestalt sichtbar, welche die menschliche ist. Dies gilt nicht nur für die Geister, die sich in der geistigen Welt befinden, sondern auch für den Geist, der sich in einem anderen, noch in seinem Körper befindlichen Menschen aufhält.[22]

Im geistigen Körper erscheint der Mensch so, wie er in Ansehung seiner Liebe und seines Glaubens ist, denn jeder ist in der geistigen Welt ein Abbild seiner Liebe, nicht nur im Aussehen, sondern auch hinsichtlich seiner Rede und Handlungen.[23] Der Mensch erscheint hinsichtlich seines Geistes vor den Engeln je nach seinem Guten als ein schöner Mensch, ist er böse, je nach seinem Bösen missgestaltet und hässlich.[24]

Gesicht

In der geistigen Welt ist das Gesicht das Abbild der herrschenden Liebe.[25] Das geistige Antlitz eines Menschen unterscheidet sich sehr von seinem leiblichen. Letzteres stammt von den Eltern, das geistige Angesicht aber aus seiner Neigung, deren Bild es ist. Deren Neigung gut ist, haben ein schönes, deren Neigungen böse sind, ein hässliches Gesicht. Der Geist des Menschen ist nämlich an sich nichts als seine Neigung, und deren äußere Form das Angesicht.[26]

Empfindungsvermögen

siehe Geistiges Empfindungsvermögen

Stufen

Das menschliche Gemüt ist in drei Bereiche abgeteilt. Der oberste dieser Bereiche, der zugleich auch der innerste ist, heißt der himmlische, der mittlere der geistige und der unterste der natürliche. Alle Menschen, die die Heiligkeit des Wort Gottes und die Göttlichkeit des Herrn leugnen, denken nur im untersten Bereich ihres Gemütes.[27]

Das Gemüt des Menschen wächst ebenso wie der Leib, dieser an Größe, jenes an Weisheit. Die Vollkommenheit des Gemüts wächst mit dem Wachstum des Wahren und Guten, von welchen es Einsicht und Weisheit erhält. Je nach dem Maße dieses Wachstums wird das Gemüt von Stufe zu Stufe erhoben, nämlich von der natürlichen auf die geistige und von der geistigen auf die himmlische. Auf der himmlischen Stufe hat der Mensch Weisheit, auf der geistigen Einsicht, auf der natürlichen Wissen. Diese Erhebung geschieht aber nur von Zeit zu Zeit, und zwar je wie der Mensch Wahrheiten erwirbt und mit dem Guten verbindet. Das menschliche und engelische Gemüt ist so beschaffen, dass es in Ewigkeit fort bereichert und vervollkommnet werden kann. Dies geschieht besonders dann, wenn der Mensch vom Herrn geführt wird, denn dann wird er in das echte Wahre geleitet, welches seinem Verstand, und in das echte Gute, welches seinem Willen eingepflanzt wird. Der Herr bringt ein solches Gemüt in die Form des Himmels, so dass es zuletzt ein Himmel im Kleinsten wird.[28]

Teilung

Der Mensch vermag sein Herz zu teilen und es dahin zu bringen, dass seine Außenseite (Verstand) sich nach oben erhebt, während sein Fleisch (Wille) weiterhin nach unten gekehrt bleibt, so dass er wie ein Adler zwischen Himmel und Hölle schwebt. In einem derartigen Zustand folgt der Mensch jedoch in Wirklichkeit nicht seinem emporgerichteten Blick, sondern der Lust seines Fleisches, und da diese in der Hölle gründet, so fliegt er hinab, und nachdem er dort seinen Lüsten gefrönt und den Dämonen Trankopfer jungen Weines gebracht hat, setzt er eine fröhliche Mine auf, lässt seine Augen feurig funkeln und verstellt sich so zu einem Engel des Lichtes, ist aber tatsächlich ein Satan. Solche sind jene, die den Herrn anerkennen, aber Seine Gebote nicht halten.[29]

Die inneren Bereiche des Gemüts sind bei all jenen Menschen verschlossen, die keinen Einfluss aus dem Himmel aufnehmen, der durch Anerkennung des Göttlichen und ein Leben des Glaubens zustande kommt. Ein geteiltes Gemüt zu haben bedeutet, anders denken und reden als es den Zielen seines Willens entspricht.[30]

Es gibt ein doppeltes Denken, ein äußerliches und ein innerliches, z.B. Heuchler und Schwindler reden aus dem Äußeren heraus, hegen im Inneren jedoch ganz andere Gedanken. Jeder Mensch hat in seinem Geist Bereiche, die äußerlich und die innerlich sind. Mithilfe der äußerlichen passt er seinen Körper in der Welt, vor allem sein Gesicht, seine Redeweise und seine Gebärden dem Umgang mit anderen Menschen an. Die inneren Bereiche gehören zu seinem eigenen Willen und dem daraus entspringenden Denken und stellen sich selten im Gesicht, in der Redeweise und den Gebärden offen dar. Von Kindheit an gewöhnt sich der Mensch daran, Freundschaft, Wohlwollen und Aufrichtigkeit zur Schau zu tragen und die eigentlichen Absichten seines Willens zu verbergen. Daher nimmt er äußerlich gewohnheitsmäßig ein sittlich und bürgerlich gutes Leben an, gleichgültig wie er innerlich beschaffen sein mag. Diese Gewohnheit hat zur Folge, dass der Mensch sein Inneres, welches das eigentliche Wesen seines Geistes ist, kaum kennt und auch gar nicht darauf achtet.[31]

Bestimmung

Das Gemüt ist wie ein Erdreich, dessen Beschaffenheit von seiner Kultivierung abhängt.[32]

Die Gemüter der Engel und Menschen sind die aufnehmenden Formen für Licht, Leben, Weisheit, Glaube, das Wahre, die Liebe, die Nächstenliebe und das Gute.[33] Die Gemüter der Engel und Menschen sind einander ähnlich. Beide sind fähig zu verstehen, wahrzunehmen und zu wollen, beide sind zur Aufnahme des Himmels geschaffen, denn das menschliche Gemüt kann dieselbe Weisheit aufnehmen wie der Engel. Es erreicht nur nicht die gleiche Weisheit in der Welt, weil es in einem irdischen Körper steckt und sein geistiges Gemüt daher natürlich denkt. Das ändert sich, sobald das menschliche Gemüt von den Banden des Körpers befreit ist. Dann denkt es nicht mehr natürlich, sondern geistig, d.h. es denkt Dinge, die für den natürlichen Menschen unbegreiflich und unaussprechlich sind, ist folglich weise wie ein Engel.[34]

Ewigkeit

Jeder Mensch lebt nach dem Leben in der Welt ewig weiter in der geistigen Welt. Der vom Natürlichen getrennte geistige Mensch bleibt (dem Geist nach) in Ewigkeit derselbe, weil der Zustand des Menschen nach dem Tod nicht mehr verändert werden kann. Das Geistige jedes Menschen steht in Verbindung mit dem Göttlichen, weil es über das Göttliche nachdenken, und auch das Göttliche lieben, und von Allem, was vom Göttlichen ist, dergleichen das ist, was die Kirche lehrt, angeregt, folglich mit dem Göttlichen verbunden werden kann in Ansehung des Denkens und Wollens. Was auf diese Weise mit dem Göttlichen verbunden ist, kann in Ewigkeit nicht sterben, denn das Göttliche ist bei ihm, und verbindet es mit sich. Auch ist der Mensch seinem Gemüt nach zur Form des Himmels erschaffen, und die Form des Himmels ist aus dem Göttlichen selbst.[35]

Beurteilung

Sobald man nur die Liebe eines Menschen kennt, ist klar, in welchen Zustand sich die inneren Bereiche seines Gemüts befinden. Liebt jemand den Himmel, so ist sein Inneres zum Himmel und nach oben geöffnet. Liebt jemand die Welt oder sich selbst, so ist sein Inneres nach oben verschlossen und nach außen geöffnet. So ein Mensch kann die Dinge des Himmels und der Kirche nicht mehr sehen, da sie bei ihm in Finsternis liegen, er kann sie höchstens aus dem Gedächtnis hersagen, betrachtet sie auch mit denselben Augen (empirisches Denken), mit denen er die weltlichen und körperlichen Dinge betrachtet. Finsteres wird aber entweder geleugnet oder nicht verstanden.[36]

Gutes Gemüt

Das vernünftige Gemüt des Menschen ist nach der Ordnung der ganzen geistigen Welt geschaffen.[37] Das menschliche Gemüt oder der menschliche Geist ist in drei Grade geteilt; der Mensch kann daher von Stufe zu Stufe erhoben werden, oder aber absinken. Diese drei Grade entsprechend den drei Graden der Liebe und Weisheit, dem Leben und dem Engelshimmel, damit der Mensch nach seinem Tod in einen der drei Himmel erhoben werden kann, je nach seinem Leben und Glauben. Im ersten (höchsten) Grad ist es himmlisch und in diesem Grad befinden sich auch die Engel des obersten Himmels; im zweiten Grad ist es geistig wie die Engel des mittleren Himmels; im dritten Grad ist es natürlich wie die Engel des untersten Himmels.[38] Das Gemüt wird allein von Gott im selben Maß zu den geistigen und himmlischen Dingen erhoben, wie es von den sinnlichen Dingen, die zum äußeren Menschen oder zum Körper gehören, abgelenkt werden kann. Das Göttliche fließt nicht weiter ein, als der Mensch den Weg ebnet oder die Tür öffnet. Tut er dies bis zum höchsten himmlischen Grad, dann wird er wahrhaft zu einem Ebenbild Gottes und nach dem Tod zu einem Engel des obersten Himmels. Tut er dies nur bis zum mittleren Grad, wird er zwar auch zu einem Bild Gottes, jedoch nicht in gleicher Vollkommenheit, und nach seinem Tod wird aus ihm ein Engel des mittleren Himmels. Öffnet er die Tür nur bis zum natürlichen Grad, so wird der Mensch, falls er Gott anerkennt und in tätiger Frömmigkeit verehrt, zu einem Bild Gottes im untersten Grad und nach seinem Tod ein Eingel des untersten Himmels. Sinkt er jedoch auf die niederen Stufen herab, dann gerät er in das Irrlicht der Hölle, und gleicht nicht mehr einem Menschen, sondern einem Tier.[39]

Bei denen, die das Wahre lieben, einfach weil es wahr ist, erheben sich die theologischen Dinge bis zum höchsten Bereich ihres Geistes, denn dort ist ihr Himmel, und sie stehen in dem selben Licht wie die Engel. Die sittlichen Dinge haben ihren Platz unterhalb desselben im zweiten Bereich, weil sie Anteil am Geistigen haben. Die politischen Dinge wiederum unter diesem im ersten Bereich. Das Wissenschaftliche bildet, weil es vielgestaltig ist und auf Gattungen und Arten zurückgeführt werden kann, gleichsam eine Türe zu jenen höheren Bereichen. Wer die geistigen, sittlichen, politischen und wissenschaftlichen Dinge in sich derart geordnet hat, denkt und handelt immer aus Gerechtigkeit und mit Bedacht, weil das Licht des Wahren - das Licht des Himmels - vom obersten Bereich aus alles andere darunter Liegende erleuchtet.[40]

Ein Mensch, der sein Gemüt zu Gott erhebt und anerkennt, dass alles Wahre der Weisheit von Ihm stammt, und der zugleich nach der Ordnung lebt, ist wie jemand, der auf einem hohen Turm steht und unter sich eine volkreiche Stadt und das ganze Leben und treiben auf ihren Straßen erblickt. Wer seine Weisheit aus Gott schöpft, gleicht auch einem hoch fliegenden Vogel, der alles in den Gärten, Wäldern und Gehöften überschaut und dann auf das zu fliegt, was ihm nützt.[41]

Schlechtes Gemüt

Der natürliche, sinnliche und fleischliche Mensch, der sich einredet, er lebe aus sich und sei weise aus sich, verschließt dadurch die oberen Regionen seines Gemüts und wird blind für alles, was Gott, den Himmel und die Kirche betrifft. Alles, was er dann zufällig noch darüber denkt, urteilt und redet, ist bloße Torheit, weil es in der Finsternis geschieht. Dabei aber bestärkt er sich gleichzeitig in der Zuversicht, dass gerade dies Weisheit sei. Sind nämlich die oberen Regionen des Gemüts verschlossen, in denen das wahre Licht des Lebens wohnt, dann öffnet sich die untere Region des Gemüts, die nur das Licht der Welt in sich einlässt. Dies ist aber ein Irrlicht, in dem das Falsche als Wahres, das Wahre als Falsches, die Vernünfteleien aus dem Falschen als Weisheit und die Vernunftschlüsse aus dem Wahren als Torheit erscheinen. Obwohl ein solcher Mensch dann von den Gegenständen der Weisheit nicht mehr sieht als eine Fledermaus bei Tageslicht, meint er doch, den Scharfblick eines Adlers zu besitzen.[42]

Bei denen, die das Wahre nicht lieben, weil es wahr ist, sondern nur weil sie sich damit Namen und Ruhm verschaffen können, haben die theologischen Dinge ihren Sitz im alleruntersten Bereich ihres Geistes bei den wissenschaftlichen Dingen, und bei einigen vermischen sich denn auch beide, bei anderen fehlen dazu die Voraussetzungen. Unterhalb, doch im gleichen Bereich, finden sich bei ihnen die politischen Dinge, und wiederum darunter die moralischen. Bei ihnen sind die beiden oberen Bereiche nicht von der rechten Seite her geöffnet, und so ermangeln sie jeder tieferen Urteilskraft und jedes Gerechtigkeitssinnes; stattdessen haben sie einen gewissen Scharfblick, mit dessen Hilfe sie über jeden Gegenstand mit einem Schein von Einsicht reden und alles, was ihnen begegnet, mit einem Schein von Vernunft begründen. Aber die Vernunftgegenstände, die sie vorzugsweise lieben, sind Falschheiten, da diese mit den Täuschungen der Sinne zusammenhängen. Darum gibt es in der Welt so viele Menschen, die die Wahrheiten der Lehre aus dem Wort Gottes nicht besser zu sehen vermögen als ein Blindgeborener das Sonnenlicht. Sobald sie derartige Wahrheiten hören, halten sie sich gleichsam die Nase zu, damit ihr Geruch sie nicht belästige und ihnen Übelkeit verursache. Beim Falschen hingegen öffnen sie alle Sinne und saugen es in sich wie Walfische das Wasser.[43]

Erkennt ein Mensch Gott nicht an und verehrt ihn nicht in tätiger Frömmigkeit, so legt er das Bild Gottes ab und wird einem Tier ähnlich, mit dem einzigen Unterschied, dass er das Vermögen zu denken und aus dem Denken zu reden behält. In diesem Zustand ist der Mensch ein geistiger Leichnam. Verschließt er den obersten natürlichen Grad, der dem obersten Himmlischen entspricht, so wird er hinsichtlich seiner Liebe einem Tier der Erde ähnlich. Verschließt er den mittleren, natürlichen Grad, der dem mittleren Geistigen entspricht, dann wird er hinsichtlich seiner Liebe wie ein Fuchs und hinsichtlich der Sehkraft seines Verstandes wie ein Nachtvogel. Verschließt er auch den untersten natürlichen Grad für alles Geistige, so wird er in seiner Liebe wie ein wildes Tier und in seinem Verständnis des Wahren wie ein Fisch.[44]

Wer sich darin bestärkt, dass alles Wahre der Weisheit aus dem natürlichen Licht in ihm, das heißt aus ihm selber stammt, gleich einem, der sich in einer Höhle aufhält und durch deren Schießscharten auf eine Stadt blickt. Er sieht nicht mehr als die Wand eines einzigen Hauses und wie die Ziegelsteine dieser Wand aufeinander geschichtet sind. Wer die Weisheit aus sich selbst schöpft, ohne den Glauben zu haben, dass sie dennoch von Gott stammt, ähnelt einer Hornisse, die dicht über dem Boden dahinfliegt und auf jeden Misthaufen zusteuert, um sich an seinem Gestank zu ergötzen.[45]

Gott und das Gemüt

Bei jedem Engel, wie auch bei jedem Menschen, gibt es eine innerste oder höchste Stufe, in welches das Göttliche des Herrn zuerst oder zunächst einwirkt und von dem aus die übrigen Teile der inneren Bereiche ausgerichtet werden. Dieses Innerste oder Höchste kann als Eingang des Herrn und Seine eigentliche Wohnung bei den Engeln und Menschen bezeichnet werden. Durch dieses Innerste oder Höchste ist der Mensch überhaupt Mensch und unterschiedet sich von den unvernünftigen Tieren, die es nicht haben. Nur daher kann der Mensch, anders als die Tiere, mit seinem ganzen Inneren, das heißt seinem Gemüt und seiner Gesinnung, vom Herrn zu Sich erhoben werden, so dass er an Ihn glauben, von Liebe zu Ihm angeregt werden und so Ihn zu schauen vermag. Darauf beruht, dass er Einsicht und Weisheit in sich aufnehmen und mit Vernunft reden kann, auch dass er ewiges Leben hat. Was in jenem Innersten in Ordnung gebracht und vorgesehen wird, fließt nicht deutlich ins Bewusstsein eines Engels ein, denn es steht über seinem Denken und übersteigt seine Weisheit.[46]

Der Herr Selbst fließt bei jedem Menschen gemäß der Ordnung des Himmels in sein Innerstes als auch sein Äußerstes ein, um ihn zur Aufnahme des Himmels empfänglich zu machen. Er regiert das Äußerste des Menschen aus dessen Innerstem, zugleich aber auch das Innerste aus seinem Äußersten heraus. So erhält Er alles und jedes beim Menschen im Zusammenhang. Dies wird der unmittelbare Einfluss des Herrn genannt, während der durch Geister ausgeübte als mittelbarer Einfluss bezeichnet wird und durch den ersten besteht. Der Einfluss des Herrn geht aus Seinem Göttlich-Menschlichen hervor und ergießt sich in den Willen und von da aus in den Verstand, somit in das Gute, die Liebe, und von da aus in das Wahre, den Glauben, des Menschen - nicht aber umgekehrt, geschweige denn in den Glauben ohne Liebe, in das Wahre ohne Gutes oder in die Einsicht, die nicht dem Willen entstammt. Dieser göttliche Einfluss findet immerwährend statt und wird von den Guten im Guten aufgenommen, nicht aber von den Bösen, welche ihn entweder zurückstoßen, ersticken oder verkehren.[47] Der Einfluss des Herrn ergießt sich in die Stirn des Menschen und von da aus in sein ganzes Antlitz.[48]

Im Geiste sein

siehe Vision

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 138; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 156; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 24; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht Fortsetzung 39
  2. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 156
  3. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 62
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 432-433; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 435-436; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 443-444; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 18; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 24
  5. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 156; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 18
  6. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 439-441
  7. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 453; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 156; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 24
  8. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 277; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 367; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32b; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 37b; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 151
  9. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 25; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 36
  10. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 598
  11. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 479
  12. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 463
  13. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 38c
  14. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 16
  15. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 444
  16. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 156
  17. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 32b
  18. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 599
  19. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 156; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 18; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 24
  20. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 454
  21. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 314; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 453; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 18
  22. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 453; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 24
  23. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 30
  24. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 131
  25. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 486
  26. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 457
  27. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 147; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 186
  28. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 152; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 12
  29. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 151
  30. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 508
  31. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 492; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 499; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 504
  32. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 356
  33. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 40
  34. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 314; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 18
  35. Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 23; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 25
  36. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 532
  37. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 71b
  38. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 24; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 34; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 42; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 69
  39. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 465; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 34b
  40. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 186
  41. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 69b
  42. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 40
  43. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 186
  44. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 34b; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 34c
  45. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 69b
  46. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 39; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 435; Emanuel Swedenborg, Vom Jüngsten Gericht 25
  47. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 297
  48. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 251