Gleichgewicht

Aus Prophetia
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Illustration der natürlichen Gleichgewichtsarten
Gleichgewicht nennt man die aus einer gleich starken Wirkung und Gegenwirkung resultierende Ruhe.[1]

Wesen

Würde der Herr, das Einzig-Göttliche, nicht die Himmel wie die Höllen regieren, so gäbe es keinerlei Gleichgewicht, folglich auch keinen Himmel und keine Hölle, zugleich würde auch das ganze Menschengeschlecht zugrunde gehen. Ohne Gleichgewicht gibt es keine Wirkung und Gegenwirkung, denn das Gleichgewicht vollzieht sich zwischen zwei Kräften, von denen die eine wirkt und die andere zurückwirkt. Ohne ein Gleichgewicht bestünde und entstünde nichts, weder in der natürlichen Welt, noch in der geistigen Welt. Alles, was in Erscheinung tritt, bzw. alle Wirkung erfolgt im Gleichgewicht, und zwar dadurch, dass die eine Kraft in Bewegung setzt und die andere sich in Bewegung setzen lässt, bzw. dass die eine Kraft aktiv einwirkt und die andere passiv aufnimmt und angemessen reagiert. In der natürlichen Welt spricht man von Kraft und Streben, in der geistigen nennt man das, was in Bewegung setzt, Leben, und was reagiert, Willen. Würde man der einen Seite Übergewicht geben und der anderen die Kraft zum Widerstand, würden zuletzt beide zugrunde gerichtet. Ebenso erginge es der geistigen Welt, wirkte dort nicht das Gute dem Bösen entgegen, um dessen Auflehnung fortwährend in Schranken zu halten.[2]

Natürliches Gleichgewicht

Gleichgewicht findet sich in der natürlichen Welt in allen Dingen und ihren Einzelheiten, z.B. zwischen Wärme und Kälte, Licht und Schatten; ferner besteht es zwischen allen Dingen des Mineral-, Pflanzen- und Tierreiches.[3]

Geistiges Gleichgewicht

In der geistigen Welt heißt das Gleichgewicht Freiheit, wobei das Leben die lebendige Kraft und der Wille das lebendige Streben ist. So besteht ein geistiges Gleichgewicht zwischen dem Guten, das von der einen Seite her wirkt, und dem Bösen, das von der anderen Seite reagiert, bzw. auch umgekehrt. Bei den guten Menschen beruht das Gleichgewicht auf dem Verhältnis zwischen dem wirkenden Guten und dem reagierenden Bösen, bei den bösen Menschen auf dem Verhältnis zwischen dem wirkenden Bösen und dem reagierenden Guten. Der Grund für das geistige Gleichgewicht zwischen dem Guten und Bösen liegt darin, dass sich alle Lebensäußerungen des Menschen auf das Gute und Böse beziehen, und dafür der Wille das Aufnahmegefäß ist. Es besteht auch ein Gleichgewicht zwischen dem Wahren und Falschen, doch hängt es vom Gleichgewicht zwischen dem Guten und Bösen ab. Die Freiheit, um die es sich hier handelt, ist also das Vermögen, Gutes oder Böses zu wollen, bzw. Falsches oder Wahres zu denken und das eine dem anderen vorzuziehen. Diese Freiheit wird jedem Menschen vom Herrn verliehen und nie genommen.[4]

Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle

Zwischen Himmel und Hölle besteht ein beständiges Gleichgewicht, auf dem das Heil aller Wesen in den Himmeln wie auf Erden beruht. Jedoch handelt es sich nicht um ein Gleichgewicht wie zwischen zwei gleich starken Kämpfern, sondern um ein geistiges Gleichgewicht des Falschen gegen das Wahre und des Bösen gegen das Gute. Aus der Hölle steigt wie ein Dunst fortwährend der Anreiz auf, Böses zu tun, dagegen lässt der Himmel immerzu den Anreiz aushauchen und herabsteigen, Gutes zu tun. In diesem Gleichgewicht befindet sich die Geisterwelt, die Mitte zwischen Himmel und Hölle. Dieses geistige Gleichgewicht bewirkt auch, dass der Mensch in der Freiheit des Denkens und Wollens steht.[5]

Das Gleichgewicht, in dem die Engel in den Himmeln und die Geister in den Höllen gehalten werden, ist von anderer Art als das Gleichgewicht in der Geisterwelt (Mittelreich). Das Gleichgewicht der Engel in den Himmeln hängt davon ab, wieweit sie im Guten sein wollen, bzw. in der Welt im Guten gelebt haben, folglich auch wie weit sie das Böse verabscheut hatten. Bei den Geistern in der Hölle wird es dagegen davon bestimmt, in welchem Maß sie im Bösen sein wollen, bzw. in der Welt im Bösen gelebt hatten, folglich auch wieweit sie im Herzen und im Geist dem Guten feindlich gesinnt waren.[6]

Das Gleichgewicht zwischen den Himmeln und den Höllen fällt und steigt nach der Zahl derer, die in den Himmel und die Hölle kommen, wobei es sich täglich um viele Tausende handelt. Kein Engel, sondern allein der Herr vermag dies zu wissen und wahrzunehmen, abzuwägen und auszugleichen. Der Herr sorgt stets dafür, dass die jeweils unterhalb einer himmlischen Gesellschaft befindliche entsprechende höllische Gesellschaft nicht das Übergewicht bekommt. Sobald sie zu überwiegen beginnt, wird sie durch verschiedene Mittel in Schranken gehalten, z.B. eine verstärkte Gegenwart des Herrn, eine engere Gemeinschaft und Verbindung einer oder mehrerer Gesellschaften untereinander, die Austreibung der überzähligen höllischen Geister in Wüstengebiete, die Versetzung gewisser Geister von einer Hölle in die andere, die Umordnung der Höllenbewohner, das Verschließen einiger Höllen, sowie Verdichtung und Verstärkung ihrer Abdeckung, das Hinablassen in größere Tiefen usw.[7]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 589
  2. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 589; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 592
  3. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 589
  4. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 589; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 597
  5. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 536-537; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 590; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 594
  6. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 591
  7. Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 593-594