Hebräer (Geistiger Sinn)

Aus Prophetia
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Hinweis: Bibeltext nach der Übersetzung von Martin Luther in der revidierten Fassung von 1984.

Erstes Kapitel

1.1 Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten,
1.2 hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.
1.3 Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von den Sünden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe
1.4 und ist so viel höher geworden als die Engel, wie der Name, den er ererbt hat, höher ist als ihr Name.

Der Sohn höher als die Engel

1.5 Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt«? Und wiederum (2.Samuel 7,14): »Ich werde sein Vater sein und er wird mein Sohn sein«?
1.6 Und wenn er den Erstgeborenen wieder einführt in die Welt, spricht er (Psalm 97,7): »Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.«
1.7 Von den Engeln spricht er zwar (Psalm 104,4): »Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen«,
1.8 aber von dem Sohn (Psalm 45,7-8): »Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches.
1.9 Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit; darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl wie keinen deinesgleichen.«
1.10 Und (Psalm 102,26-28): »Du, Herr, hast am Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.
1.11 Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alle veralten wie ein Gewand;
1.12 und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.«
1.13 Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt (Psalm 110,1): »Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache«?
1.14 Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen?

Zweites Kapitel

2.1 Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.
2.2 Denn wenn das Wort fest war, das durch die Engel gesagt ist, und jede Übertretung und jeder Ungehorsam den rechten Lohn empfing,
2.3 wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil nicht achten, das seinen Anfang nahm mit der Predigt des Herrn und bei uns bekräftigt wurde durch die, die es gehört haben?
2.4 Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben durch Zeichen, Wunder und mancherlei mächtige Taten und durch die Austeilung des Heiligen Geistes nach seinem Willen.

Die Erniedrigung und Erhöhung Christi

2.5 Denn nicht den Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden.
2.6 Es bezeugt aber einer an einer Stelle und spricht (Psalm 8,5-7): »Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest?
2.7 Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel; mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönt;
2.8 alles hast du unter seine Füße getan.« Wenn er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, dass ihm alles untertan ist.
2.9 Den aber, der »eine kleine Zeit niedriger gewesen ist als die Engel«, Jesus, sehen wir durch das Leiden des Todes »gekrönt mit Preis und Ehre«; denn durch Gottes Gnade sollte er für alle den Tod schmecken.
2.10 Denn es ziemte sich für den, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, dass er den, der viele Söhne zur Herrlichkeit geführt hat, den Anfänger ihres Heils, durch Leiden vollendete.
2.11 Denn weil sie alle von "einem" kommen, beide, der heiligt und die geheiligt werden, darum schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen,
2.12 und spricht (Psalm 22,23): »Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen.«
2.13 Und wiederum (Jesaja 8,17): »Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen«; und wiederum (Jesaja 8,18): »Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat.«
2.14 Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er's gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel,
2.15 und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten.
2.16 Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams nimmt er sich an.
2.17 Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes.
2.18 Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.

Drittes Kapitel

Christus höher als Mose

3.1 Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr teilhabt an der himmlischen Berufung, schaut auf den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen, Jesus,
3.2 der da treu ist dem, der ihn gemacht hat, wie auch Mose in Gottes ganzem Hause.
3.3 Er ist aber größerer Ehre wert als Mose, so wie der Erbauer des Hauses größere Ehre hat als das Haus.
3.4 Denn jedes Haus wird von jemandem erbaut; der aber alles erbaut hat, das ist Gott.
3.5 Und Mose zwar war treu in Gottes ganzem Hause als Knecht, zum Zeugnis für das, was später gesagt werden sollte,
3.6 Christus aber war treu als Sohn über Gottes Haus. Sein Haus sind wir, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung festhalten.

Die verwirkte Gottesruhe

3.7 Darum, wie der Heilige Geist spricht (Psalm 95,7-11): »Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet,
3.8 so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste,
3.9 wo mich eure Väter versuchten und prüften und hatten doch meine Werke gesehen vierzig Jahre lang.
3.10 Darum wurde ich zornig über dieses Geschlecht und sprach: Immer irren sie im Herzen! Aber sie verstanden meine Wege nicht,
3.11 sodass ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.«
3.12 Seht zu, liebe Brüder, dass keiner unter euch ein böses, ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott;
3.13 sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es »heute« heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde.
3.14 Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten.
3.15 Wenn es heißt: »Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht, wie es bei der Verbitterung geschah« -
3.16 wer hat sie denn gehört und sich verbittert? Waren's nicht alle, die von Ägypten auszogen mit Mose?
3.17 Und über wen war Gott zornig vierzig Jahre lang? War's nicht über die, die sündigten und deren Leiber in der Wüste zerfielen?
3.18 Wem aber schwor er, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten, wenn nicht den Ungehorsamen?
3.19 Und wir sehen, dass sie nicht dahin kommen konnten wegen des Unglaubens.

Viertes Kapitel

Die verheißene Gottesruhe

4.1 So lasst uns nun mit Furcht darauf achten, dass keiner von euch etwa zurückbleibe, solange die Verheißung noch besteht, dass wir zu seiner Ruhe kommen.
4.2 Denn es ist auch uns verkündigt wie jenen. Aber das Wort der Predigt half jenen nichts, weil sie nicht glaubten, als sie es hörten.
4.3 Denn wir, die wir glauben, gehen ein in die Ruhe, wie er gesprochen hat (Psalm 95,11): »Ich schwor in meinem Zorn: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.« Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig;
4.4 denn so hat er an einer andern Stelle gesprochen vom siebenten Tag (1.Mose 2,2): »Und Gott ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken.«
4.5 Doch an dieser Stelle wiederum: »Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.«
4.6 Da es nun bestehen bleibt, dass einige zu dieser Ruhe kommen sollen, und die, denen es zuerst verkündigt ist, nicht dahin gekommen sind wegen des Ungehorsams,
4.7 bestimmt er abermals einen Tag, ein »Heute«, und spricht nach so langer Zeit durch David, wie eben gesagt: »Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.«
4.8 Denn wenn Josua sie zur Ruhe geführt hätte, würde Gott nicht danach von einem andern Tag geredet haben.
4.9 Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.
4.10 Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken so wie Gott von den seinen.
4.11 So lasst uns nun bemüht sein, zu dieser Ruhe zu kommen, damit nicht jemand zu Fall komme durch den gleichen Ungehorsam.
4.12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
4.13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Christus der wahre Hohepriester

4.14 Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis.
4.15 Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
4.16 Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.

Fünftes Kapitel

5.1 Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden.
5.2 Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt.
5.3 Darum muss er wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden.
5.4 Und niemand nimmt sich selbst die hohepriesterliche Würde, sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron.
5.5 So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der, der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7): »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.«
5.6 Wie er auch an anderer Stelle spricht (Psalm 110,4): »Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«
5.7 Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.
5.8 So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.
5.9 Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden,
5.10 genannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Das Festhalten an der Verheißung

5.11 Darüber hätten wir noch viel zu sagen; aber es ist schwer, weil ihr so harthörig geworden seid.
5.12 Und ihr, die ihr längst Lehrer sein solltet, habt es wieder nötig, dass man euch die Anfangsgründe der göttlichen Worte lehre und dass man euch Milch gebe und nicht feste Speise.
5.13 Denn wem man noch Milch geben muss, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein kleines Kind.
5.14 Feste Speise aber ist für die Vollkommenen, die durch den Gebrauch geübte Sinne haben und Gutes und Böses unterscheiden können.

Sechstes Kapitel

6.1 Darum wollen wir jetzt lassen, was am Anfang über Christus zu lehren ist, und uns zum Vollkommenen wenden; wir wollen nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von den toten Werken, mit dem Glauben an Gott,
6.2 mit der Lehre vom Taufen, vom Händeauflegen, von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht.
6.3 Das wollen wir tun, wenn Gott es zulässt.
6.4 Denn es ist unmöglich, die, die einmal erleuchtet worden sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und Anteil bekommen haben am Heiligen Geist und geschmeckt haben
6.5 das gute Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt
6.6 und dann doch abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, da sie für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.
6.7 Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott.
6.8 Wenn sie aber Dornen und Disteln trägt, bringt sie keinen Nutzen und ist dem Fluch nahe, sodass man sie zuletzt abbrennt.

Die Verse 4 bis 8 besagen, dass es unmöglich ist, einem Gefallenen wieder aufzuhelfen und ihn wieder zurück ans wahre Ziel zu bringen, wenn der Herr ihm so viel Gnade erwies und ihn vor das sonst schwer zu erreichende Ziel stellte, er dasselbe als das rechte erkannte, es aber nicht ergriff, sondern daran hochtrabend und herrschüchtig vorüber ging, als wäre ihm und seiner Macht die Beherrschung und Tyrannisieserung der ganzen Unendlichkeit beschieden.[1]

6.9 Obwohl wir aber so reden, ihr Lieben, sind wir doch überzeugt, dass es besser mit euch steht und ihr gerettet werdet.
6.10 Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er vergäße euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient.
6.11 Wir wünschen aber, dass jeder von euch denselben Eifer beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende,
6.12 damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachfolger derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben.
6.13 Denn als Gott dem Abraham die Verheißung gab, schwor er bei sich selbst, da er bei keinem Größeren schwören konnte,
6.14 und sprach (1.Mose 22,16-17): »Wahrlich, ich will dich segnen und mehren.«
6.15 Und so wartete Abraham in Geduld und erlangte die Verheißung.
6.16 Die Menschen schwören ja bei einem Größeren, als sie selbst sind; und der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und macht aller Widerrede ein Ende.
6.17 Darum hat Gott, als er den Erben der Verheißung noch kräftiger beweisen wollte, dass sein Ratschluss nicht wankt, sich noch mit einem Eid verbürgt.
6.18 So sollten wir durch zwei Zusagen, die nicht wanken - denn es ist unmöglich, dass Gott lügt -, einen starken Trost haben, die wir unsre Zuflucht dazu genommen haben, festzuhalten an der angebotenen Hoffnung.
6.19 Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker unsrer Seele, der auch hineinreicht bis in das Innere hinter dem Vorhang.
6.20 Dahinein ist der Vorläufer für uns gegangen, Jesus, der ein Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.

Siebtes Kapitel

Christus, der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks

7.1 Dieser Melchisedek aber war König von Salem, Priester Gottes des Höchsten; er ging Abraham entgegen, als der vom Sieg über die Könige zurückkam, und segnete ihn;
7.2 ihm gab Abraham auch den Zehnten von allem. Erstens heißt er übersetzt: König der Gerechtigkeit; dann aber auch: König von Salem, das ist: König des Friedens.
7.3 Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.
7.4 Seht aber, wie groß der ist, dem auch Abraham, der Erzvater, den Zehnten gab von der eroberten Beute.
7.5 Zwar haben auch die von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten zu nehmen vom Volk, also von ihren eigenen Brüdern, obwohl auch diese von Abraham abstammen.
7.6 Der aber, der nicht von ihrem Stamm war, der nahm den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißungen hatte.
7.7 Nun ist aber unwidersprochen, dass das Geringere vom Höheren gesegnet wird.
7.8 Und hier nehmen den Zehnten sterbliche Menschen, dort aber einer, dem bezeugt wird, dass er lebt.
7.9 Und sozusagen ist auch Levi, der doch selbst den Zehnten nimmt, in Abraham mit dem Zehnten belegt worden.
7.10 Denn er sollte seinem Stammvater ja erst noch geboren werden, als Melchisedek diesem entgegenging.
7.11 Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen - denn unter diesem hat das Volk das Gesetz empfangen -, wozu war es dann noch nötig, einen andern als Priester nach der Ordnung Melchisedeks einzusetzen, anstatt einen nach der Ordnung Aarons zu benennen?
7.12 Denn wenn das Priestertum verändert wird, dann muss auch das Gesetz verändert werden.
7.13 Denn der, von dem das gesagt wird, der ist von einem andern Stamm, von dem nie einer am Altar gedient hat.
7.14 Denn es ist ja offenbar, dass unser Herr aus Juda hervorgegangen ist, zu welchem Stamm Mose nichts gesagt hat vom Priestertum.
7.15 Und noch klarer ist es, wenn, in gleicher Weise wie Melchisedek, ein anderer als Priester eingesetzt wird,
7.16 der es nicht geworden ist nach dem Gesetz äußerlicher Gebote, sondern nach der Kraft unzerstörbaren Lebens.
7.17 Denn es wird bezeugt (Psalm 110,4): »Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«
7.18 Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben - weil es zu schwach und nutzlos war;
7.19 denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen -, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir uns zu Gott nahen.
7.20 Und das geschah nicht ohne Eid. Denn jene sind ohne Eid Priester geworden,
7.21 dieser aber durch den Eid dessen, der zu ihm spricht (Psalm 110,4): »Der Herr hat geschworen und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit.«
7.22 So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden.
7.23 Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ;
7.24 dieser aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum.
7.25 Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie.
7.26 Denn einen solchen Hohenpriester mussten wir auch haben, der heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern geschieden und höher ist als der Himmel.
7.27 Er hat es nicht nötig wie jene Hohenpriester, täglich zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst opferte.
7.28 Denn das Gesetz macht Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit an sich haben; dies Wort des Eides aber, das erst nach dem Gesetz gesagt worden ist, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist.

Achtes Kapitel

Der Mittler des neuen Bundes

8.1 Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel
8.2 und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, die Gott aufgerichtet hat und nicht ein Mensch.
8.3 Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen. Darum muss auch dieser etwas haben, was er opfern kann.
8.4 Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht Priester, weil da schon solche sind, die nach dem Gesetz die Gaben opfern.
8.5 Sie dienen aber nur dem Abbild und Schatten des Himmlischen, wie die göttliche Weisung an Mose erging, als er die Stiftshütte errichten sollte (2.Mose 25,40): »Sieh zu«, sprach er, »dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.«
8.6 Nun aber hat er ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist.
8.7 Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht.
8.8 Denn Gott tadelt sie und sagt (Jeremia 31,31-34): »Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen,
8.9 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund; darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet, spricht der Herr.
8.10 Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.
8.11 Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.
8.12 Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.«
8.13 Indem er sagt: »einen neuen Bund«, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe.

Neuntes Kapitel

Das einmalige Opfer Christi

9.1 Es hatte zwar auch der erste Bund seine Satzungen für den Gottesdienst und sein irdisches Heiligtum.
9.2 Denn es war da aufgerichtet die Stiftshütte: der vordere Teil, worin der Leuchter war und der Tisch und die Schaubrote, und er heißt das Heilige;
9.3 hinter dem zweiten Vorhang aber war der Teil der Stiftshütte, der das Allerheiligste heißt.
9.4 Darin waren das goldene Räuchergefäß und die Bundeslade, ganz mit Gold überzogen; in ihr waren der goldene Krug mit dem Himmelsbrot und der Stab Aarons, der gegrünt hatte, und die Tafeln des Bundes.
9.5 Oben darüber aber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten den Gnadenthron. Von diesen Dingen ist jetzt nicht im Einzelnen zu reden.
9.6 Da dies alles so eingerichtet war, gingen die Priester allezeit in den vorderen Teil der Stiftshütte und richteten den Gottesdienst aus.
9.7 In den andern Teil aber ging nur "einmal" im Jahr allein der Hohepriester, und das nicht ohne Blut, das er opferte für die unwissentlich begangenen Sünden, die eigenen und die des Volkes.
9.8 Damit macht der Heilige Geist deutlich, dass der Weg ins Heilige noch nicht offenbart sei, solange der vordere Teil der Stiftshütte noch bestehe;
9.9 der ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: Es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet.
9.10 Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind.
9.11 Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist.
9.12 Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.
9.13 Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche von der Kuh durch Besprengung die Unreinen heiligt, sodass sie äußerlich rein sind,
9.14 um wie viel mehr wird dann das Blut Christi, der sich selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!
9.15 Und darum ist er auch der Mittler des neuen Bundes, damit durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.
9.16 Denn wo ein Testament1 ist, da muss der Tod dessen geschehen sein, der das Testament gemacht hat.
9.17 Denn ein Testament tritt erst in Kraft mit dem Tode; es ist noch nicht in Kraft, solange der noch lebt, der es gemacht hat.
9.18 Daher wurde auch der erste Bund nicht ohne Blut gestiftet.
9.19 Denn als Mose alle Gebote gemäß dem Gesetz allem Volk gesagt hatte, nahm er das Blut von Kälbern und Böcken mit Wasser und Scharlachwolle und Ysop und besprengte das Buch und alles Volk
9.20 und sprach (2.Mose 24,8): »Das ist das Blut des Bundes, den Gott euch geboten hat.«
9.21 Und die Stiftshütte und alle Geräte für den Gottesdienst besprengte er desgleichen mit Blut.
9.22 Und es wird fast alles mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.
9.23 So also mussten die Abbilder der himmlischen Dinge gereinigt werden; die himmlischen Dinge selbst aber müssen bessere Opfer haben als jene.
9.24 Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heiligtum, das mit Händen gemacht und nur ein Abbild des wahren Heiligtums ist, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen;
9.25 auch nicht, um sich oftmals zu opfern, wie der Hohepriester alle Jahre mit fremdem Blut in das Heiligtum geht;
9.26 sonst hätte er oft leiden müssen vom Anfang der Welt an. Nun aber, am Ende der Welt, ist er ein für alle Mal erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben.
9.27 Und wie den Menschen bestimmt ist, "einmal" zu sterben, danach aber das Gericht:
9.28 so ist auch Christus "einmal" geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.

Zehntes Kapitel

10.1 Denn das Gesetz hat nur einen Schatten von den zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst. Deshalb kann es die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen, da man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muss.
10.2 Hätte nicht sonst das Opfern aufgehört, wenn die, die den Gottesdienst ausrichten, ein für alle Mal rein geworden wären und sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre Sünden?
10.3 Vielmehr geschieht dadurch alle Jahre nur eine Erinnerung an die Sünden.
10.4 Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen.
10.5 Darum spricht er, wenn er in die Welt kommt (Psalm 40,7-9): »Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir geschaffen.
10.6 Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht.
10.7 Da sprach ich: Siehe, ich komme - im Buch steht von mir geschrieben -, dass ich tue, Gott, deinen Willen.«
10.8 Zuerst hatte er gesagt: »Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir auch nicht«, obwohl sie doch nach dem Gesetz geopfert werden.
10.9 Dann aber sprach er: »Siehe, ich komme, zu tun deinen Willen.« Da hebt er das Erste auf, damit er das Zweite einsetze.
10.10 Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für alle Mal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.
10.11 Und jeder Priester steht Tag für Tag da und versieht seinen Dienst und bringt oftmals die gleichen Opfer dar, die doch niemals die Sünden wegnehmen können.
10.12 Dieser aber hat "ein" Opfer für die Sünden dargebracht und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes
10.13 und wartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht werden.
10.14 Denn mit "einem" Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden.
10.15 Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist. Denn nachdem der Herr gesagt hat (Jeremia 31,33-34):
10.16 »Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen«, spricht er: »Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn will ich es schreiben,
10.17 und ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.«
10.18 Wo aber Vergebung der Sünden ist, da geschieht kein Opfer mehr für die Sünde.

Das Bekenntnis der Hoffnung

10.19 Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum,
10.20 den er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist: durch das Opfer seines Leibes,
10.21 und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes,
10.22 so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.
10.23 Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat;
10.24 und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken
10.25 und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.
10.26 Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein andres Opfer mehr für die Sünden,
10.27 sondern nichts als ein schreckliches Warten auf das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird.
10.28 Wenn jemand das Gesetz des Mose bricht, muss er sterben ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin.
10.29 Eine wie viel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht?
10.30 Denn wir kennen den, der gesagt hat (5.Mose 32,35-36): »Die Rache ist mein, ich will vergelten«, und wiederum: »Der Herr wird sein Volk richten.«
10.31 Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
10.32 Gedenkt aber der früheren Tage, an denen ihr, nachdem ihr erleuchtet wart, erduldet habt einen großen Kampf des Leidens,
10.33 indem ihr zum Teil selbst durch Schmähungen und Bedrängnisse zum Schauspiel geworden seid, zum Teil Gemeinschaft hattet mit denen, welchen es so erging.
10.34 Denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wisst, dass ihr eine bessere und bleibende Habe besitzt.
10.35 Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
10.36 Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.
10.37 Denn »nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben.
10.38 Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele kein Gefallen an ihm« (Habakuk 2,3-4).
10.39 Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden, sondern von denen, die glauben und die Seele erretten.

Elftes Kapitel

Der Glaubensweg im alten Bund

11.1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
11.2 Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen.
11.3 Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.
11.4 Durch den Glauben hat "Abel" Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain; deshalb wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst es über seinen Gaben bezeugte; und durch den Glauben redet er noch, obwohl er gestorben ist.
11.5 Durch den Glauben wurde "Henoch" entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, dass er Gott gefallen habe.
11.6 Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt.
11.7 Durch den Glauben hat "Noah" Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.
11.8 Durch den Glauben wurde "Abraham" gehorsam, als er berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme.
11.9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung.
11.10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
11.11 Durch den Glauben empfing auch "Sara," die unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte.
11.12 Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählbar ist.
11.13 Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.
11.14 Wenn sie aber solches sagen, geben sie zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen.
11.15 Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren.
11.16 Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut.
11.17 Durch den Glauben opferte "Abraham" den Isaak, als er versucht wurde, und gab den einzigen Sohn dahin, als er schon die Verheißung empfangen hatte
11.18 und ihm gesagt worden war (1.Mose 21,12): »Was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht genannt werden.«
11.19 Er dachte: Gott kann auch von den Toten erwecken; deshalb bekam er ihn auch als Gleichnis dafür wieder.
11.20 Durch den Glauben segnete "Isaak" den Jakob und den Esau im Blick auf die zukünftigen Dinge.
11.21 Durch den Glauben segnete "Jakob," als er starb, die beiden Söhne Josefs und neigte sich anbetend über die Spitze seines Stabes.
11.22 Durch den Glauben redete "Josef," als er starb, vom Auszug der Israeliten und befahl, was mit seinen Gebeinen geschehen solle.
11.23 Durch den Glauben wurde "Mose," als er geboren war, drei Monate verborgen von seinen Eltern, weil sie sahen, dass er ein schönes Kind war; und sie fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot.
11.24 Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten,
11.25 sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden als eine Zeit lang den Genuss der Sünde haben,
11.26 und hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung.
11.27 Durch den Glauben verließ er Ägypten und fürchtete nicht den Zorn des Königs; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.
11.28 Durch den Glauben hielt er das Passa und das Besprengen mit Blut, damit der Verderber ihre Erstgeburten nicht anrühre.
11.29 Durch den Glauben gingen sie durchs Rote Meer wie über trockenes Land; das versuchten die Ägypter auch und ertranken.
11.30 Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos, als Israel sieben Tage um sie herumgezogen war.
11.31 Durch den Glauben kam die Hure "Rahab" nicht mit den Ungehorsamen um, weil sie die Kundschafter freundlich aufgenommen hatte.
11.32 Und was soll ich noch mehr sagen? Die Zeit würde mir zu kurz, wenn ich erzählen sollte von Gideon und Barak und Simson und Jeftah und David und Samuel und den Propheten.
11.33 Diese haben durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft,
11.34 des Feuers Kraft ausgelöscht, sind der Schärfe des Schwerts entronnen, aus der Schwachheit zu Kräften gekommen, sind stark geworden im Kampf und haben fremde Heere in die Flucht geschlagen.
11.35 Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen. Andere aber sind gemartert worden und haben die Freilassung nicht angenommen, damit sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten.
11.36 Andere haben Spott und Geißelung erlitten, dazu Fesseln und Gefängnis.
11.37 Sie sind gesteinigt, zersägt, durchs Schwert getötet worden; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und Ziegenfellen; sie haben Mangel, Bedrängnis, Misshandlung erduldet.
11.38 Sie, deren die Welt nicht wert war, sind umhergeirrt in Wüsten, auf Bergen, in Höhlen und Erdlöchern.
11.39 Diese alle haben durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen und doch nicht erlangt, was verheißen war,
11.40 weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hat; denn sie sollten nicht ohne uns vollendet werden.

Zwölftes Kapitel

Der Glaubensweg der Christen

12.1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist,
12.2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.
12.3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.
12.4 Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde
12.5 und habt bereits den Trost vergessen, der zu euch redet wie zu seinen Kindern (Sprüche 3,11-12): »Mein Sohn, achte nicht gering die Erziehung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst.
12.6 Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.«
12.7 Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst. Wie mit seinen Kindern geht Gott mit euch um; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?
12.8 Seid ihr aber ohne Züchtigung, die doch alle erfahren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder.
12.9 Wenn unsre leiblichen Väter uns gezüchtigt haben und wir sie doch geachtet haben, sollten wir uns dann nicht viel mehr unterordnen dem geistlichen Vater, damit wir leben?
12.10 Denn jene haben uns gezüchtigt für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, dieser aber tut es zu unserm Besten, damit wir an seiner Heiligkeit Anteil erlangen.
12.11 Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit.
12.12 Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie
12.13 und macht sichere Schritte mit euren Füßen, damit nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.
12.14 Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
12.15 und seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie unrein werden;
12.16 dass nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.
12.17 Ihr wisst ja, dass er hernach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde, denn er fand keinen Raum zur Buße, obwohl er sie mit Tränen suchte.
12.18 Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter
12.19 und nicht zum Schall der Posaune und zum Ertönen der Worte, bei denen die Hörer baten, dass ihnen keine Worte mehr gesagt würden;
12.20 denn sie konnten's nicht ertragen, was da gesagt wurde (2.Mose 19,13): »Und auch wenn ein Tier den Berg anrührt, soll es gesteinigt werden.«
12.21 Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach (5.Mose 9,19): »Ich bin erschrocken und zittere.«
12.22 Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln und zu der Versammlung
12.23 und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten
12.24 und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.
12.25 Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden redete, wie viel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der vom Himmel redet.
12.26 Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht (Haggai 2,6): »Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.«
12.27 Dieses »Noch einmal« aber zeigt an, dass das, was erschüttert werden kann, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, damit allein das bleibe, was nicht erschüttert werden kann.
12.28 Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns dankbar sein und so Gott dienen mit Scheu und Furcht, wie es ihm gefällt;
12.29 denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.

Dreizehntes Kapitel

Letzte Ermahnungen

13.1 Bleibt fest in der brüderlichen Liebe.
13.2 Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.
13.3 Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt.
13.4 Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten.
13.5 Seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt (Josua 1,5): »Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.«
13.6 So können auch wir getrost sagen (Psalm 118,6): »Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was kann mir ein Mensch tun?«
13.7 Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.
13.8 Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.
13.9 Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die damit umgehen.
13.10 Wir haben einen Altar, von dem zu essen kein Recht haben, die der Stiftshütte dienen.
13.11 Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt.
13.12 Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.
13.13 So lasst uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.
13.14 Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
13.15 So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
13.16 Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.
13.17 Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen - und dafür müssen sie Rechenschaft geben -, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch.
13.18 Betet für uns. Unser Trost ist, dass wir ein gutes Gewissen haben, und wir wollen in allen Dingen ein ordentliches Leben führen.
13.19 Umso mehr aber ermahne ich euch, dies zu tun, damit ich euch möglichst bald wiedergegeben werde.

Segenswunsch und Grüße

13.20 Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes,
13.21 der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
13.22 Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, nehmt dies Wort der Ermahnung an; ich habe euch ja nur kurz geschrieben.
13.23 Wisst, dass unser Bruder Timotheus wieder frei ist; mit ihm will ich euch, wenn er bald kommt, besuchen.
13.24 Grüßt alle eure Lehrer und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italien.
13.25 Die Gnade sei mit euch allen!

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Jakob Lorber, Himmelsgaben 3.481213.5