Liebe und Weisheit

Aus Prophetia
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Liebe und Weisheit sind die beiden Wesenselemente, auf die sich alles Unendliche, einerlei ob in Gott oder von Gott ausgehend, bezieht.[1] Beide stammen von Gott, der die Liebe und damit zugleich das Gute, die Weisheit und so auch das Wahre Selbst ist. Liebe und Weisheit gehen aus der geistigen Sonne hervor, oder - was aufs Gleiche hinausläuft - in Jehova Gott Selbst durch die Sonne, die um Ihn her erstrahlt. Gott ist die eigentliche und einzige Liebe und Weisheit. Die Liebe und Weisheit, die in Gott eine Einheit bilden, stellen nichts Abstraktes dar, sondern sind in Ihm als Substanz; denn Gott ist die eigentliche einzige und folglich erste Substanz und Wesenheit, die in sich ist und besteht.[2] Was aus der göttlichen Liebe des Herrn hervorgeht, heißt das himmlische Göttliche, und was aus Seiner göttlichen Weisheit hervorgeht, heißt das geistige Göttliche.[3]

Wesen

Liebe und Weisheit sind die beiden Urelemente alles Lebens, die sich gegenseitig stets neu erzeugen und gebären, ernähren, kräftigen und erhalten. Die Liebe erzeugt die Weisheit, und die Weisheit erzeugt wieder die Liebe. Das ist der Kreislauf, in dem sich alle Dinge bewegen. Der Urgrund alles Lichtes (Weisheit) ist die Liebe als die ewige Lebenswärme (Liebe) der Gottheit. Die Wärme erzeugt Licht in dem Grad, als sie sich vermehrt und sie vermehrt sich eben wiederum durch das reicher werdende Licht, denn das Licht erzeugt wieder Wärme, so es stärker wird. So geht stets das eine aus dem andern hervor, das Licht aus der Wärme und die Wärme wieder aus dem Licht. (nach Peter Peter)[4]

Es gibt drei Grade der Liebe und Weisheit, folglich auch drei Grade des Lebens. Im obersten Grad wohnt das Leben in seinem höchsten Grad, im zweiten Bereich in einem geringeren Grad und im untersten im geringsten Grad. Diese Bereiche werden beim Menschen nach und nach geöffnet. Der unterste in der Zeit der Kindheit und Jugend, und zwar durch Kenntnisse, der zweite in der Zeit bis zum Jünglingsalter, und zwar das Denken aus den erworbenen Kenntnissen, der oberste Bereich wird vom Jünglingsalter bis zum Mannesalter und darüber hinaus geöffnet, und zwar durch die Begriffe der moralischen und geistigen Wahrheiten.[5]

Die Liebe fließt mit allem, was zu ihr gehört, in die Weisheit ein und thront darin wie ein König in seinem Reich oder ein Hausherr in seinem Haus. Alle Ausübung der Gerechtigkeit überlässt sie ihrem Gericht. Da die Gerechtigkeit Sache der Liebe, das Gericht aber Sache der Weisheit ist, so bedeutet dies, dass die Liebe alle Herrschaft ihrer Weisheit überlässt.[6]

Liebe und Weisheit wohnt das Streben inne, Nutzwirkungen hervorzubringen, da sie sonst lediglich flüchtige Gebilde der Vernunft wären. Wenn sie nicht in nützliches Wirken übergehen, dann verflüchtigen sie sich. Ist die Nutzwirkung vollbracht, haben Liebe und Weisheit wirklichen Bestand. In der Nutzwirkung bereiten sie sich ihren Wohnsitz und sind darin wie in ihrem Haus.[7] Aller Liebe wohnt ein Endzweck inne, aller Weisheit aber das Streben, den Endzweck durch Mittelursachen zu Wirkungen, das heißt Nutzwirkungen zu befördern.[8]

Liebe vor Weisheit

Die Liebe ist die Wurzel aller Weisheit und es ist nirgends Weisheit denn nur in der Liebe zur Liebe in Gott. Wer liebt, der soll der Liebe und nie der Weisheit wegen lieben, und so wird man wahrhaft weise werden.[9] Die Liebe ist das Leben, das Gesetz, die Ordnung, die Kraft, die Macht, die Sanftmut, die Demut, die Geduld und dadurch der Kern aller Weisheit. Der Weisheit sind nicht alle Dinge möglich, weil die Weisheit nur einen gewissen Weg geht und sich mit dem, was unrein ist, nicht befassen kann. Aber der Liebe sind alle Dinge möglich: Denn sie ergreift auch das, was verworfen ist, mit derselben Innigkeit, wie das, was in sich selbst schon das Reinste ist. Die Liebe kann alles brauchen. Die Weisheit aber nur, was die Liebe gereinigt hat.[10] So wie bei jemand die Liebe zu Gott ist, so wird auch dessen Licht und Weisheit sein.[11]

In der Liebe ist alles vereinigt und daher überaus leicht alles zu finden; sie allein ist der vollkommene Brennpunkt der ganzen Unendlichkeit, ebenso der Ewigkeit und der ganzen Tiefe und unendlichen Vollkommenheit Gottes. Wer die Liebe recht ergriffen hat, und diese ihn, der kann alles erfahren und Dinge begreifen, davon noch keine (Verstandes-)Weisheit sich etwas träumen ließ.[12]

Die Liebe ist das Erste und Höchste, danach kommt erst die Weisheit. Wer daher die wahre Liebe zu Gott hat, dem wird auch Weisheit in der Fülle gegeben werden.[13]

Liebe und Geduld sind endlos mehr wert als alle Weisheit und alle Gerechtigkeit. Darum soll man sich stets an die Liebe und an ihre Schwester, die Geduld, halten, so wird einem die Sünde zur Unmöglichkeit werden.[14] Wenn man die Weisheit mehr liebt als die Liebe, so hat man deshalb wenig Liebe und darum auch ebenso wenig wahren Verstand als gerechte Mitgabe der Liebe.[15] Die rechte Liebe will nichts ergründen und bis auf den Grund ausloten. Wer da fragt, was etwa doch die Liebe sei, der liebt gewiss ganz verzweifelt wenig. Die wahre Liebe ist stumm und redet nicht viel herum, sondern fasst ihren Gegenstand wie ein Polyp seine Beute und saugt so lange daran, bis sie satt geworden ist. Danach kommt dann die Philosophie. (nach Helena)[16]

Dem Herrn ist die Einfalt von jemandem, der Ihn aus all seinen Kräften liebt, lieber als die Weisheit der Weisen, die viel rechnen und voraussagen, dabei aber eiskalte Herzen haben.[17]

Was man nur durch Nachdenken gefunden hat, belebt wohl eine Zeitlang die Sinne der Seele; aber der Geist bleibt dennoch völlig ungeweckt, wie nahezu tot. Es ist so, als würde man eine noch nicht erblühte Blume pflücken und ins Wasser stellen. Sie entfaltet dann zwar ihre äußere Gestalt und ihren Geruch, aber wenn es dann ums Reifwerden des lebendigen Samens geht, da geht sie zugrunde, denn das Leben des Samens entstammt nicht der Blüte, sondern nur der Wurzel, die in der mit Leben gesättigten Erde steckt. Genauso geht es dem Menschen, wenn er nur nach der puren Weisheit hascht, denn die Weisheit für sich ist dann nichts als eine leere Entfaltung der Blüte einer Pflanze, die vom Wurzelstock getrennt wurde. Die Liebe ist die Wurzel des Lebensbaumes, und das Herz oder Gemüt, das sich im Gefühl ausspricht, das Erdreich.[18]

Weisheit der Liebe notwendig

Selbst die größtmögliche Liebe (zu Gott) darf nicht ohne Weisheit einhergehen, wenn sie die Seligkeit aller Seligkeiten bewirken soll. Die reine Liebe ist ein verzehrendes Feuer und kann als ein Grundfeuer durch nichts gesteuert werden als allein durch einen entsprechenden Grad von Weisheit.[19]

Aufteilung

Liebe und Weisheit sind in ihrem Ursprung, in Gott, eins. Im Menschen - wo einer mehr Wärme (Liebe), ein anderer mehr Licht (Weisheit) aufnimmt - werden Licht und Wärme des Lebens, Einsicht und Liebe geteilt, weil der Mensch umgebildet und wiedergeboren werden soll. Dies wäre nicht möglich, wenn nicht das Licht des Lebens, die Einsicht, lehren würde, was der Mensch wollen und lieben soll. Gott wirkt unablässig auf die Verbindung von Liebe und Weisheit beim Menschen hin, während der Mensch, solange er nicht zu Gott aufblickt und an Ihn glaubt, fortgesetzt auf ihre Teilung hinarbeitet. Der Mensch wird daher in dem Maß zu einem Ebenbild Gottes, als bei ihm das Gute der Liebe oder Nächstenliebe und das Wahre der Weisheit oder des Glaubens miteinander verbunden werden. In eben dem Maß wird er auch zum Himmel erhoben. Umgekehrt aber wird der Mensch zu einem Bild Luzifers und des Drachen, je wie er Liebe und Glaube in sich trennt. Dann wird er vom Himmel auf die Erde und schließlich in die Hölle geworfen. Trennt sich die geistige Wärme vom geistigen Licht, die Liebe von der Weisheit, oder - was aufs Selbe hinausläuft - die Nächstenliebe vom Glauben, dann wird der Mensch wie ein saurer oder faulender Boden, in dem Würmer entstehen und Gestrüpp wächst, dessen Blattwerk von Läusen befallen und verzehrt wird. Die Lockungen der Liebe des Bösen, die in sich nicht als Begierden sind, brechen dann hervor, und der Verstand, statt sie zu zähmen und zu zügeln, liebt sie vielmehr, ja hegt und pflegt sie.[20]

Die Trennung von Liebe und Weisheit kann man auch mit der Auflösung der Ehe vergleichen, wodurch die Frau zur Buhlerin und der Mann zum Ehebrecher wird, denn Liebe und Nächstenliebe sind wie der Gatte, Weisheit und Glaube wie die Gattin. Werden diese beiden getrennt, so entsteht eine geistige Buhlerei und Hurerei, das heißt die Verfälschung des Wahren und die Schändung des Guten.[21]

Siehe auch

Quellenverweise

  1. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 37
  2. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 38; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 41; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 53; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 76d
  3. Emanuel Swedenborg, Enthüllte Offenbarung 372
  4. Jakob Lorber, Robert Blum 2.255.5-6
  5. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 42
  6. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 50
  7. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 67
  8. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 47
  9. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.41.9; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.90.13; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 1.175.6; Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.166.15
  10. Jakob Lorber, Robert Blum 2.157.5
  11. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.86.5
  12. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.411204.1-2
  13. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400503.12-13
  14. Jakob Lorber, Himmelsgaben 2.470314.6
  15. Jakob Lorber, Himmelsgaben 1.400602.2
  16. Jakob Lorber, Robert Blum 2.249.10
  17. Jakob Lorber, Die Kindheitsgeschichte Jesu 157.14-15
  18. Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes 2.166.3-6
  19. Jakob Lorber, Bischof Martin 121.8-9
  20. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 41b; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 41c
  21. Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 41c